Nach starkem Gewinneinbruch:Siemens vor weiteren harten Einschnitten

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Der Konzern steht nach der Trennung von seiner Mobilfunksparte nach den Worten des Vorstandschefs erst am Anfang einer umfangreichen Sanierung.

Von Markus Balser

Das laufende Programm könne nicht über Nacht alle Ergebnisse nach oben bringen, sagte Kleinfeld. "Dazu sind weitere Schritte und harte Arbeit erforderlich -- wir scheuen davor nicht zurück."

Die Investoren überzeugte dieses Versprechen nicht. Sie hatten auf konkretere Ankündigungen zu den seit langem kränkelnden Sparten gehofft. Die Aktie gab zeitweise um mehr als 3,5 Prozent nach und war am späten Nachmittag Schlusslicht im Dax.

Der Siemens-Chef kündigte an, das Tempo in den nächsten Wochen zu verschärfen. Ende August werde der Zentralvorstand über strategische Konzepte für die Problemsparten des Unternehmens beraten. Einen weiteren Jobabbau schloss Kleinfeld bei Vorlage der Quartalszahlen am Donnerstag nicht aus.

Umsatz steigt - Gewinn fällt

Die Quartalsbilanz des Konzerns fiel nach Verlusten in der Kommunikationssparte sowie im Bereich Logistik-Automatisierung (Logistics and Assembly Systems) deutlich schlechter aus, als von Analysten erwartet.

Die Verluste aus dem Handy-Geschäft herausgerechnet brach der Konzern-Gewinn im abgelaufenen dritten Quartal des Geschäftsjahres 2004/05 (bis Ende September) von 871 auf 625 Millionen Euro ein. Inklusive Handy-Geschäft fiel der Gewinn sogar auf 389 Millionen Euro. Der operative Gewinn erreichte 980 Millionen Euro -- nach 1,33 Milliarden Euro im Vorjahreszeitraum.

Positiv entwickelte sich dagegen der Umsatz. Er legte in den drei Monaten um sieben Prozent auf 18,75 Milliarden Euro zu. Der Auftragseingang der im Konzern verbleibenden Geschäftsbereiche stieg um neun Prozent auf 19,34 Milliarden Euro. Das Konzernziel, doppelt so schnell zu wachsen wie das Weltbruttoinlandsprodukt, sei damit in Reichweite.

Die Aktionäre des taiwanesischen BenQ-Konzerns hatten zuvor am Donnerstag bei einer außerordentlichen Hauptversammlung in Taipeh wie erwartet der Übernahme der verlustreichen Siemens-Handy-Sparte zugestimmt. "Das ist eine wichtige Nachricht", sagte Kleinfeld. Auch BenQ begrüßte die Entscheidung der Aktionäre.

Durch die Übernahme könne der viertgrößte Handy-Hersteller der Welt geschaffen werden. Siemens-Finanzvorstand Heinz-Joachim Neubürger sagte dazu, die Belastungen aus dem Ausstieg seien niedriger als zunächst angenommen. Siemens gehe jetzt von etwa 300 anstatt der ursprünglich geplanten 350 Millionen Euro vor Steuern aus.

Damit rücken bei Siemens nun die verbliebenen Problemsparten in den Fokus. Vorstandschef Klaus Kleinfeld bezeichnete die Entwicklung der Bereiche SBS (IT-Dienstleistungen), des übrigen Kommunikationsgeschäfts (Com) und des Bereichs Logistics and Assembly Systems (L&A) als enttäuschend. So rutschte die Com -Sparte mit 70 Millionen Euro in die Verlustzone. Ein weiterer Umbau sei "sehr wahrscheinlich".

Siemens gab zudem erste personelle Konsequenzen bekannt: Sparten-Chef Lothar Pauly übernehme zum 1. August von Andy Mattes die Zuständigkeit für das unbefriedigend laufende Geschäft mit Unternehmen.

Den seit langem krisengeschüttelten IT-Dienstleister SBS, mit einem Minus von 109 Millionen Euro im jüngsten Quartal größter Verlustbringer des Konzerns, sollen Auslagerungen auf Kurs bringen. Siemens will zum Beispiel die margenschwache Wartung von Computern auslagern.

Vor Analysten bezifferte Kleinfeld den Jahresumsatz in diesem Segment auf etwa 1,2 Milliarden Euro. Bei SBS sei derzeit nichts "in Stein gemeißelt", sagte er. Offen ist nach wie vor, ob die Sparte Teil des Unternehmens bleiben soll. Die L&A-Sparte, die als dritte in die Verlustzone rutschte, solle strategisch neu ausgerichtet werden, kündigte Kleinfeld an.

Trotz teils heftigen Gegenwinds ist Siemens weiter am russischen Turbinenbauer Silowyje Maschiny (Power Machines) interessiert. "Unser Interesse an Power Machines ist nach wie vor vorhanden", sagte Konzernchef Kleinfeld. Er äußerte Verständnis dafür, dass die russischen Behörden die Umstände eingehend prüfen.

Siemens wolle das Investment nur tätigen, wenn der Konzern die "volle Zustimmung" der dortigen Behörden erhalte. Nach der Übernahme der österreichischen VA Tech will Siemens die Wasserkraft-Sparte der Gesellschaft spätestens Anfang kommenden Jahres verkaufen.

© SZ vom 29.7.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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