Nach langen Verhandlungen:Porsche gibt der Belegschaft mehr Sicherheit

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Der Sportwagenbauer Porsche gewährt seinen deutschen Beschäftigten eine Arbeitsplatzgarantie bis zum Jahr 2010. Die Arbeitnehmer akzeptieren dafür flexiblere Arbeitszeiten.

Von Dagmar Deckstein

Der Standortsicherungsvertrag für die Beschäftigten des Stuttgarter Sportwagenbauers Porsche bis zum Jahr 2010 ist unter Dach und Fach. Das erklärte der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Uwe Hück auf einer Betriebsversammlung am Mittwoch. Zu der Veranstaltung wurde auch der Bundeskanzler erwartet.

Im Porsche-Werk in Stuttgart-Zuffenhausen wird ein Porsche 911 hergestellt. (Foto: Foto: ddp)

Der Porsche-Vorstandschef Wendelin Wiedeking sagte am Mittwoch, mit der Vereinbarung, über die lange verhandelt wurde, werde die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens gestärkt. Er deutete auch an, falls eine vierte Baureihe bei Porsche gebaut werde, wäre Deutschland der Produktionsstandort.

Die Gespräche zwischen dem Vorstand, Betriebsrat und IG Metall laufen bereits seit Monaten. Unternehmenschef Wendelin Wiedeking hatte schon mehrmals erklärt, dass bei dem Sportwagenhersteller die Kosten gesenkt werden müssten, um die Produktion am Standort Stuttgart-Zuffenhausen zu sichern.

Wichtiges Verkaufsargument

Allerdings hat Wiedeking auch immer wieder betont, dass das Etikett "Made in Germany" ein wichtiges Verkaufsargument für die Modellpalette sei. Nicht zuletzt geht es auch um die so genannte "Steinkühlerpause" von fünf Minuten pro Stunde, die bei Mercedes in Sindelfingen ein Jahr zuvor im Zuge des Kostensenkungsprogramms gestrichen wurde.

Sie gilt nur im Tarifgebiet Nordwürttemberg/Nordbaden und summiert sich nach Berechnungen des Sportwagenbauers auf insgesamt 18 Arbeitstage im Jahr.

In dem Standortsicherungsvertrag will Porsche die Arbeitsplätze der Belegschaft bis zum Jahr 2010 sichern, wenn sich die Mitarbeiter flexibleren Arbeitszeitmodellen und dem Pausenverzicht nicht entgegenstellen.

Harte Gangart

Betriebsratschef Uwe Hück hatte vor den Verhandlungen eine harte Gangart angekündigt und jede Ausweitung der Arbeitszeit ohne Lohnausgleich als unmoralisch bezeichnet.

Harte Einschnitte, wie sie die DaimlerChrysler-Beschäftigten hatten hinnehmen müssen, werde es bei Porsche nicht geben. Zugleich will der Betriebsratschef ein Abwandern der Produktion ins Ausland unbedingt verhindern. Porsche bezieht schon heute einen großen Anteil seiner Cayenne-Geländwagen aus der Slowakei.

Der Standortsicherungsvertrag spielt eine zentrale Rolle für den Start der mit Spannung erwarteten vierten Modellreihe, die Porsche diesen Sommer bekannt geben wollte. Die Entscheidung darüber dürfte noch vor der Internationalen Automobilausstellung (IAA) im September fallen.

Das neue Modell, das Gerüchten zufolge die Bezeichnung "Panamera" tragen könnte, soll die bestehende Palette der Sportwagen Boxster und 911 sowie dem Geländewagen Cayenne ergänzen und das Unternehmen auf eine breitere Basis stellen.

Motoren aus Stuttgart

Die Motoren für das neue Modell sollen in Stuttgart-Zuffenhausen gebaut werden, wo bereits ein neues und größeres Fertigungswerk errichtet wurde. Die Endmontage dürfte im Leipziger Werk erfolgen, wo der in Bratislava vorgefertigte Cayenne zusammengebaut wird. Für die damit verbundenen Investitionen erwartet Porsche Zugeständnisse von den Beschäftigten.

Analysten schätzen die Entwicklungskosten für die vierte Baureihe auf etwa eine Milliarde Euro. Bereits bei der Bilanzpressekonferenz im vergangenen Dezember hatte Wiedeking gesagt: "Wir haben die Mittel,, die es uns erlauben, alles, was wir uns für die Zukunft vornehmen, auch zu finanzieren.

Großzügige Vergütung

Kürzlich erst hatte er aber in einem Magazininterview auch gesagt: "Ein erfolgreiches Unternehmen wie Porsche kann es sich gegenwärtig leisten, seine Belegschaft etwas großzügiger zu vergüten."

Porsche gilt zur Zeit als der profitabelste Autohersteller der Welt. Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2004/2005 fuhr der Sportwagenbauer einen Vorsteuergewinn von 1,08 Milliarden Euro ein und damit das beste Ergebnis der Firmengeschichte.

Mit 80.000 verkauften Autos peilt Wiedeking in diesem Geschäftsjahr einen neuen Absatzrekord an. Die Kasse von Porsche ist gut gefüllt. So verfügen die Zuffenhausener über Gewinnrücklagen von 1,91 Milliarden Euro, die Bilanz weist darüber hinaus noch 2,8 Milliarden Euro an flüssigen Mitteln und Wertpapieren aus bei Finanzschulden von etwa einer Milliarde Euro.

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