Nach intensiver Überlegung:Thomas Fischer soll WestLB aus der Krise führen

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Die mit hohen Verlusten kämpfende WestLB erhält zum Jahresbeginn 2004 einen neuen Vorstandsvorsitzenden. Fischer gilt als "hervorragender Kenner des Sparkassenwesens".

Von Stefan Weber

(SZ vom 17.10.03) - Thomas Fischer, bis Anfang 2000 Vorstand der Deutschen Bank, tritt die Nachfolge von Johannes Ringel an, der im Juni diesen Jahres als Übergangskandidat an die Spitze der Bank gerückt war. Dessen Vorgänger Jürgen Sengera hatte den Posten geräumt, nachdem hohe Wertberichtigungen im Auslandsgeschäft nötig wurden und die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) harsche Kritik geäußert hatte.

Der 62-jährige Ringel, der seinen Vertrag in der vergangenen Woche zum 31.März 2004 gekündigt hatte, wird den Vorstandsvorsitz zum Jahresende räumen. Laut Aufsichtsratschef Bernd Lüthje wird Ringel seinen Nachfolger "noch eine kurze Zeit begleiten". Details seien noch nicht geklärt, sagte Lüthje am Donnerstag in Düsseldorf.

Der nordrhein-westfälische Finanzminister Jochen Dieckmann, der als Vertreter des größten WestLB-Aktionärs, des Landes Nordrhein-Westfalens, den Nachfolger hatte suchen müssen, bezeichnete Fischer als "ausgewiesen Fachmann im Bankwesen und hervorragenden Kenner des Sparkassenwesens". Obendrein kenne er sich im internationalen Geschäft bestens aus.

"Rund 20 Lebensläufe studiert"

Dieckmann und Lüthje hatten in den vergangenen Monaten "rund 20 Lebensläufe studiert". Mit fünf Kandidaten seien Gespräche geführt worden.

Dabei bedurfte es im Fall Fischer offensichtlich intensiver Überlegungen auf beiden Seiten. Den ersten Kontakt zu dem 56-jährigen Banker, der von 1996 bis 1998 an der Spitze der Landesgirokasse Stuttgart gestanden hatte, gab es nach Auskunft von Dieckmann bereits Pfingsten.

Im Umfeld der Bank wird spekuliert, dass Fischer, der zuletzt die BayernLB im Zusammenhang mit deren Beteiligung an der Formel 1 beraten hatte, mehr Klarheit über die Situation der WestLB haben wollte. Dieckmann betonte, man habe "schonungslos besprochen, wie es um die Bank steht".

Die WestLB hatte 2002 einen Verlust von 1,7 Milliarden Euro erwirtschaftet. Auch 2003 wird ein Fehlbetrag in dreistelliger Millionenhöhe erwartet.

Fischer, dessen Bestellung der Aufsichtsrat erst am nächsten Donnerstag vornehmen wird, soll das neue Geschäftsmodell der WestLB mit Leben füllen. Demnach wird die Bank im Inland das Geschäft mit mittelständischen Unternehmen und den Sparkassen vorantreiben. Im Ausland will sich die WestLB auf das Geschäft in Europa konzentrieren.

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