Nach der Insolvenz:Parmalat vor Zerschlagung

Lesezeit: 1 min

Der insolvente Parmalat-Konzern soll offenbar aufgespalten werden. Die verlustträchtigen Finanztöchter werden nach Informationen aus italienischen Finanzkreisen aufgelöst.

Insolvenz-Verwalter Enrico Bondi arbeite mit den Investmentbanken Lazard und Mediobanca an einem Sanierungskonzept, das die Gründung eines neuen Unternehmens unter Führung der Gläubigerbanken vorsehe, berichteten das Handelsblatt und die Börsen-Zeitung am Donnerstag unter Berufung auf Mailänder Finanzkreise.

Parmalat-Produkte in einer Lagerhalle in Rom. (Foto: Foto: AP)

Die Parmalat-Finanztöchter in mehreren Steuerparadiesen, die Löcher von 10 bis 13 Milliarden Euro in die Bilanzen gerissen haben, sollen abgespalten und aufgelöst werden. Auch der Reiseveranstalter Parmatour dürfte abgetrennt werden. Ein Sprecher der Mediobanca sagte, man wolle die Berichte nicht kommentieren.

Parmalat-Gründer Calisto Tanzi bleibt nach Angaben des italienischen Fernsehens weiter in Haft. Ein Antrag von Tanzis Anwälten auf Hausarrest wurde zum zweiten Mal abgelehnt. Der 65- jährige Manager war am 27. Dezember festgenommen worden. Ihm werden Bilanzfälschung, betrügerischer Bankrott und Veruntreuung von Firmengeldern vorgeworfen.

Siebenstündiges Verhör

Ein siebenstündiges Verhör von Vertretern der Deutschen Bank aus London habe die Staatsanwaltschaft von Parma unterdessen nicht zufrieden gestellt, hieß es.

Im Mittelpunkt des Interesses stehe eine Anleihe von 350 Millionen Euro, die die Deutsche Bank im September für Parmalat aufgelegt hatte. Die Staatsanwälte wollen auch wissen, warum das Geldinstitut noch im November seinen Anteil an der Parmalat-Tochter Finanziaria von 2,5 auf 5,1 Prozent verdoppelt hatte, obwohl der Konzern bereits vor der Insolvenz stand.

In den kommenden Tagen sollen auch Vertreter der amerikanischen Geldinstitute Bank of America und Citicorp vernommen werden. "Es werden Ermittlungen gegen alle Banken, die in den vergangenen Jahren mit Parmalat zu tun hatten, eingeleitet", hieß es. Darunter seien auch die italienischen Banken Intesa, Capitalia und San Paolo Imi sowie die spanische Santander.

Nachdenken über strengere Regeln

Die Europäische Kommission denkt wegen des Bilanzskandals über strengere Regeln für die Prüfung von Unternehmensbilanzen nach. Es werde geprüft, welche Maßnahmen möglicherweise von der EU ausgehen könnten, sagte Kommissionssprecher Reijo Kemppinen in Brüssel. So solle künftig verhindert werden, dass mehrere Wirtschaftsprüfer für unterschiedliche Teile der Bilanz eines Unternehmens zuständig seien.

Italiens Regierung nimmt eine Reform der italienischen Finanzaufsicht in Angriff. Ein entsprechendes Gesetz soll im Eilverfahren verabschiedet werden und bereits im März in Kraft treten. Ziel ist es, die Aufsicht über den Aktienmarkt und die Unternehmen des Landes zu bündeln und effizienter zu machen.

© sueddeutsche.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: