Nach dem Verkauf:Zwangsgemeinschaft bei Pro Sieben Sat 1

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Die neuen Herren von Deutschlands größter Fernsehgruppe ärgern sich über den langjährigen Aktionär Axel Springer - und müssen mit ihm zurechtkommen.

Hans-Jürgen Jakobs

Mehr als drei Milliarden Euro zahlen die Finanzfirmen Kohlberg Kravis Roberts (KKR) und Permira für den Münchner TV-Konzern, und noch einmal zwei Milliarden müssen sie eventuell für Pflichtangebote an die anderen Aktionäre ausgeben.

Dass der Kaufpreis kurz vor Ende des Bietergefechts um ProSiebenSat.1 noch einmal anstieg, haben die neuen Eigentümer dem türkischen Unternehmer Aydin Dogan zu verdanken, der mit einer vergleichsweise üppigen Offerte den anstehenden Handel noch einmal aufmischen wollte. Etwas pikant dabei ist, dass Springer kurz zuvor für viel Geld bei Dogan-TV eingestiegen war.

Erbost über deutsch-türkische Allianz

Über diese deutsch-türkische Allianz zeigen sich Verantwortliche von KKR und Permira im vertraulichen Gespräch erbost. "Die haben die Sache für uns um einige hundert Millionen Euro teurer gemacht", sagt ein Beteiligter.

Er führt aus, dass Springer auf keinen Fall eine Aktie mehr bei Pro Sieben Sat 1 bekommen solle, wenn das Berliner Unternehmen das wünschte. Das deutet auf Pulverrauch im Privatfernsehen.

Springer selbst hat sich bis zuletzt alle Optionen offen gehalten. Offenbar gab es rund um Vorstandschef Mathias Döpfner die Vorstellung, der Kaufwunsch des türkische Partners sei kartellrechtlich unproblematisch, da der Deal in den Zuständigkeitsbereich der Brüsseler EU-Wettbewerbskommission falle.

Kartellamt verhinderte Übernahme durch Springer

Das Bundeskartellamt hingegen hatte im Januar 2006 die volle Übernahme von Pro Sieben Sat 1 durch Springer verhindert.

Döpfner setzt sehr stark auf Internet-Fensehen und ließ sich beispielsweise vor kurzem in New York von dem amerikanischen TV-Konzern NBC Universal über neue Trends aufklären.

Falls Springer-Chef Döpfner die Kasse für die von ihm forcierten internationalen TV-Zukäufe auffüllen will, böte sich sogar ein Verkauf des Pro Sieben Sat 1-Besitzes von zwölf Prozent an: Nach der Dogan-Ofensive sind die Aktien bekanntlich wertvoller geworden.

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