Nach dem Rekordverlust:Telekom reduziert Schulden unerwartet schnell

Lesezeit: 2 min

Für sein erstes Jahr als Telekom-Chef kann Kai-Uwe Ricke heute stolz eine "schwarze Null" als Bilanz präsentieren. Das Unternehmen hat einen Teil seines Schuldenbergs unerwartet schnell abtragen können. Doch das Bild wird durch die Maut-Pleite getrübt.

Von Gerhard Hennemann

Die Telekom hat nach Einschätzung ihres Chefs Kai-Uwe Ricke ihre große Krise des Jahres 2002 überwunden und im abgelaufenen Geschäftsjahr beim Umsatz, beim operativen Ergebnis und beim Schuldenabbau deutliche Fortschritte erzielt.

Die Telekom erhöht Umsatz und operatives Ergebnis deutlich. (Foto: Foto: sueddeutsche.de)

Das Jahr 2003 sei für die Telekom sowohl strategisch als auch operativ wieder sehr erfolgreich gewesen, betonte Ricke auf der Jahrespressekonferenz des Konzerns in Bonn.

"Der Turnaround ist geschafft", erklärte der Telekom-Chef unter Hinweis darauf, dass das Unternehmen nach seinem historischen Rekordverlust von 24,6 Milliarden Euro im Jahr 2002 trotz der Belastungen aus dem Mautdebakel wieder einen Nettogewinn von 1,26 Milliarden Euro erreichte.

Sondereffekte

Nach Abzug einiger Sondereffekte ergibt sich allerdings eine Größenordnung von lediglich etwa 200 Millionen Euro.

Trotz dieser insgesamt erfreulichen Entwicklung bleibe der Vorstand jedoch bei seiner Ankündigung, für das abgelaufene Geschäftsjahr keine Dividende zu zahlen.

In Börsenkreisen war bis zuletzt darüber spekuliert worden, dass diese Entscheidung vielleicht doch noch revidiert werden könnte. Erst für das laufende Jahr sei wieder mit einer Dividende zu rechnen, die dann auf der Basis eines ausreichend großen, im operativen Geschäft erzielten Jahresüberschuss gezahlt werden könne, betonte Ricke.

Ziele übertroffen

Trotz des - gemessen am Kapitaleinsatz - noch zu schmalen Gewinns der Telekom habe der Konzern seine finanziellen Ziele für 2003 nicht nur erreicht, sondern in wichtigen Punkten sogar übertroffen.

Während ursprünglich bis zum Jahresende 2003 geplant gewesen sei, die Netto-Finanzverbindlichkeiten auf eine Spanne zwischen 52,3 und 49,5 Milliarden Euro zu verringern, sei zum Jahresende die Marke von 46,6 Milliarden Euro erreicht worden.

Auch beim Ebita sei der Vorjahreswert mit 18,3 Milliarden Euro um 12,1 Prozent übertroffen worden. Und beim Free-Cash-Flow, der maßgeblich zum Schuldenabbau beigetragen habe, sei die anvisierte Spanne mit 8,3 Milliarden Euro um mehr als zwei Milliarden Euro überboten worden.

Mit der Umsatzsteigerung von vier Prozent auf 55,8 Milliarden Euro steht die Telekom nach Einschätzung ihres Chefs im internationalen Vergleich ebenfalls sehr gut da, denn kein anderer integrierter Telekommunikationskonzern habe ein derartiges Wachstum vorzuweisen.

Starker Euro bremste

Die Umsatzentwicklung wäre sogar noch besser ausgefallen, wenn der starke Euro im Auslandsgeschäft nicht deutlich gebremst hätte.

Insbesondere das Mobilfunkgeschäft, aber auch das sich unverändert gut entwickelnde Breitbandgeschäft im Festnetz (Stichwort DSL) habe die neuerlichen regulierungsbedingten Einbußen im Festnetz - durch Einführung von Call by Call im Ortsnetz - mehr als ausgeglichen.

Der Mobilfunksektor habe im vergangenen Jahr die stärksten Wachstumsimpulse gegeben. Unter den Ländern, in denen die T-Mobile vertreten sei, hätten sich die USA erneut mit einem Plus von 32 Prozent als Spitzenreiter im Kundenwachstum erwiesen.

Die Profitabilität von T-Mobile US habe sich binnen Jahresfrist verdreifacht. Trotz der laufenden Konsolidierung auf dem amerikanischen Mobilfunkmarkt benötige die Telekom derzeit keinen Partner in den Vereinigten Staaten. Der Konzern könne dort weiter aus eigener Kraft wachsen, um dann in einigen Jahren "Profiteur" der Marktkonsolidierung zu werden, betonte Ricke, der in diesem Zusammenhang aktuelle Pläne für den seit längerer Zeit vorgesehenen Börsengang der T-Mobile bestritt.

Großaktionär Staat

Keine Überraschungen erwartet der Telekom-Chef von Seiten des Staates als Großaktionär, denn dieser werde in absehbarer Zeit keine Telekom-Aktien am Markt platzieren.

Finanzchef Karl Gerhard Eick zufolge wird auch die Telekom selbst den Kapitalmarkt nur dann mit Anleihen beanspruchen, wenn es sich für sie auszahle.

Die notwendige Refinanzierung von Schulden sei auch aus eigener Kraft möglich. Keinen Zweifel ließ Ricke an der Absicht, den Personalbestand weiterhin um rund 10.000 Mitarbeiter jährlich abzubauen. Bis Ende 2003 seien bereits mehr als 19.000 Mitarbeiter in die Personalagentur Vivento überführt worden, über deren Beschäftigungskonditionen derzeit mit der Gewerkschaft Verdi verhandelt werde.

© SZ vom 11.03.04 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: