Musiker und Mitbestimmung:Peter Gabriel wird Gewerkschafter

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Die Rock-Legende gründet eine Gewerkschaft für Musiker. Denn im Zeitalter der digitalen Raubkopie brechen die Einnahmen der Berufskollegen weg. Und bei den neuen Erlösmodellen im Internet sollten die Musiker nach Auffassung Gabriels ein gehöriges Wörtchen mitreden.

Die neue Gewerkschaft wird auf "Mudda" getauft, was für "Magnificient Union of digitally downloading artists" stehen soll.

Peter Gabriel (Foto: Foto: AP)

"Das digitale Umfeld wird die Produktion von Musik verändern, und die Künstler brauchen hier einen Interessenvertreter", sagte Gabriel der BBC Online am Rande des Weltwirtschaftsforums in Davos.

Schon seit längerem versucht die Musikindustrie ein Erlösmodell für digital aus dem Internet herunterladbare Musikdateien zu finden.

Keine Kampfansage

"Einige Leute vermuten, dass wir den Plattenlabels Anteile ihres Geschäftes streitig machen wollen, das ist aber nicht der Fall", versicherte Gabriel gegenüber BBC Online.

Denn die Musiker seien auf die Plattenindustrie angewiesen, weil sie Musik in der Regel zwar gut produzieren, nicht unbedingt aber vermarkten könnten", sagte Gabriel.

Allerdings sollten die Musiker auch nicht zu Sklaven der Musikindustrie degradiert werden, betonte der Rock-Star laut BBC Online.

"Wir brauchen eine beispielhafte Partnerschaft, bei der jeder Künstler seinen Einfluss während des gesamten Produktionsprozesses geltend machen kann, wenn er will", meinte Gabriel.

Steigender Einfluss der Musiker

Die Musiker hätten sich inzwischen schon mehr Einfluss erarbeitet, sagte Gabriel der BBC. So hätten sie in den 70-er Jahren noch nicht einmal das Cover ihrer Alben bestimmen können. Doch der Einfluss der Künstler müsse noch größer werden.

Gabriel äußerte Unverständnis über Musiker, die sich zwar für das kostenfreie Herunterladen von Musikdateien einsetzten, gleichzeitig aber gerne die Honorare der Plattenfirmen einstrichen.

Denn noch immer hingen die Einkommen der meisten Musiker zu 60 Prozent von den Plattenumsätzen ab.

Nur die absoluten Superstars mit ihren zahlreichen Einnahmequellen könnten es sich erlauben, ihre Musik gratis abzugeben, sagte Gabriel.

Die Verwaltung digitaler Rechte werde wohl gewisse Verschlüsselungstechniken erfordern, damit die Künstler zu ihren Geldern kämen. Schließlich werde sich der Kunde aber gegenüber der Plattenindustrie mit seinen Wünschen durchsetzen, betonte Gabriel.

Copyright-Schutz großes Thema in Davos

Der Schutz geistigen Eigentums und das Herunterladen digitaler Daten aus dem Internet nehmen auf dem diesjährigen Weltwirtschaftsforum breiten Raum ein.

Gabriel engagiert sich seit einiger Zeit mit den Möglichkeiten digitaler Downloads. Er gehört zu den Gründern der Download-Plattform OD2, die 300.000 Musikstücke in den Formaten MP3 und WMA unter anderem bei Online-Portalen wie Freeserve, Tiscali, Wanadoo und Virgin anbietet.

Als erfolgreicher Musiker betreibt Gabriel daneben noch ein Plattenstudio sowie das Plattenlabel Real World.

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