Müntefering kritisiert DaimlerChrysler:"Die Ungunst der Stunde genutzt, um Arbeitnehmer zu knebeln"

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Während sich Angela Merkel auf die Seite von DaimlerChrysler stellt, kritisiert Franz Müntefering den Stuttgarter Autokonzern hart. Der Arbeitskampf geht unterdessen weiter, 12.000 Mitarbeiter blieben am Samstagmorgen der Arbeit fern.

Manche Unternehmer versuchten, die "Ungunst der Stunde zu nutzen, um die Arbeitnehmer zu knebeln", sagte der SPD-Vorsitzende Franz Müntefering der Berliner Zeitung. "Da tauchen Rituale auf, von denen ich gehofft hatte, sie seien längst vorbei."

Die IG Metall habe Recht, wenn sie von einem organisierten Angriff auf Arbeitnehmerrechte spreche. "Der Kurs ist falsch", sagte der SPD-Vorsitzende an die Adresse der Arbeitgeber. "Deutschlands Zukunft liegt nicht in Niedriglöhnen." Demgegenüber äußerte CDU-Chefin Angela Merkel Verständnis für das Verhalten des Daimler-Konzerns.

"Großverdiener jenseits aller Moral"

Er wolle zwar keine Einzelfälle beurteilen, sagte Müntefering zu der Auseinandersetzung um das Daimler-Stammwerk in Sindelfingen. "Ich sage aber: Unternehmen haben eine Verantwortung gegenüber den Arbeitnehmern, mit denen sie am Standort reich geworden sind."

Kritik übte er zugleich an den Millionengehältern von Topmanagern wie dem Daimler-Chef Jürgen Schrempp. "Mir ist im Leben noch nie einer begegnet, der hundert Mal besser ist als andere", sagte der SPD-Chef. "Die Beträge, die sich manche Großverdiener bei uns in die Tasche stecken, sind jenseits aller Moral." Wenn sich Unternehmenschefs zudem noch dagegen versicherten, für Fehlentscheidungen haftbar gemacht zu werden, erwecke dies kein Vertrauen.

CDU-Chefin Angela Merkel hingegen sagte in einem Interview: "Wenn ein Unternehmen den selben Autotyp in Bremen billiger produzieren kann als in Sindelfingen, dann will es diese Kostenvorteile auch nutzen." Merkel warnte zudem vor zu großzügigen Tarifabschlüssen. Gewerkschaften wie Arbeitgeber seien sich dabei ihrer Verantwortung für das Gemeinwohl nicht immer bewusst.

Zuversichtlicher Mercedes-Chef

Die Verhandlungen zwischen Gesamtbetriebsrat, IG Metall und Mercedes-Chef Hubbert sollen am Dienstag weitergehen. Der Manager äußerte sich im Spiegel zuversichtlich: In vielen Punkten sei man sich näher gekommen. Hubbert fordert Einsparungen von einer halben Milliarde Euro pro Jahr durch die Verlängerung der effektiven Arbeitszeit und Aufgabe überkommener Sonderregelungen im nordwürttembergischen Tarifvertrag.

Sollte es nicht zu einer Einigung kommen, werde die neue Mercedes-C-Klasse ab 2007 nicht mehr in Sindelfingen, sondern in Bremen und Südafrika gebaut. Dadurch wären in Baden-Württemberg 6000 Arbeitsplätze in Gefahr. Der Betriebsrat hat Zugeständnisse im Wert von 200 Millionen jährlich angeboten.

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