München oder Berlin?:Eine Frage des Geldes

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Von den fünf Städten, die Premiere zur Ansiedlung seiner Firmenzentrale in die Wahl gezogen hatte, sind nur noch zwei übrig geblieben: München und Berlin. Unter den beiden Konkurrenten ist ein Subventions- und Steuerwettlauf entbrannt.

Der Düsseldorfer Hafen ist ein schönes Gelände. Neue Gebäude mit moderner Architektur haben schon mehrere TV-Unternehmen angelockt. Den Warenhaus-Sender QVC beispielsweise, oder den Nachrichtenkanal CNN. Auch Friedrich-Carl Wachs war beeindruckt, als er vor einigen Monaten den so genannten Medienhafen inspizierte.

Der viel herum gekommene Manager (Bertelsmann, Bauer, Babelsberg) ist inzwischen Geschäftsführer für Strategie und Planung beim Abosender Premiere. Hier kümmert sich Wachs unter anderem um die Suche nach einem neuen Standort. Die alte Firmenzentrale in Unterföhring bei München ist zu eng geworden.

Mietpreise in Düsseldorf zu hoch?

Am Rhein gefiel es dem Premiere-Strategen, doch leider waren die Mietpreise zu hoch. 20 Euro pro Quadratmeter seien gefordert gewesen, ist in Düsseldorf zu hören, der Abosender habe aber allenfalls 10 Euro zahlen wollen.

Ein paar Kilometer flussaufwärts in Köln, wo sich Wachs ebenso umschaute, waren die Konditionen zwar besser, aber nicht gut genug. Die nordrhein-westfälische Landesregierung, die der Medienbranche früher gerne Subventionen gewährte, ist inzwischen ziemlich klamm.

Das gilt auch für den Hamburger Senat, bei dem Wachs gleichsfalls anklopfte. Die Hanseaten schwimmen längst nicht mehr im Geld. An der Elbe hat Premiere noch ein größeres Call-Center, und das soll wohl auch dort bleiben. Aber ganz nach Hamburg ziehen wird der Abosender nicht.

Von den fünf Städten, die zur Auswahl standen, sind inzwischen nur noch zwei übrig geblieben: München und Berlin.

Entscheidung bis Ende September

Wer den Zuschlag erhält, will Premiere-Chef Georg Kofler gemeinsam mit Wachs und den anderen Geschäftsführer-Kollegen sowie den Investoren bis Ende September entscheiden. Mehr teilt Premiere nicht mit, keinen Zwischenstand, keine Details.

Dem Vernehmen nach bietet Berlin bestimmte Zuschüsse, die aus einem gemeinsamen Finanztopf von Bund und Ländern stammen sollen. Wichtig ist natürlich auch der jeweilige Gewerbesteuersatz. Ein Subventions- und Steuerwettlauf um das noch defizitäre Unternehmen und die mehr als tausend Arbeitsplätze ist da im Gange.

Auch München engagiert sich, und die bayerische Regierung sowieso. Ministerpräsident Edmund Stoiber setzt sich für Premiere ein, beispielsweise beim Streit mit ARD und ZDF um die Übertragungsrechte der Olympischen Spiele.

Und als der Abosender vor einigen Monaten mit dem Fiskus über eine mögliche Steuer-Rückzahlung stritt, hörte Bayerns Medienminister Erwin Huber genau hin. Kofler bat um eine rasche Entscheidung der Steuerbehörden. Das Unternehmen wolle wissen, woran es sei, anstatt jahrelang zu warten. Um eine politische Einflussnahme sei es ihm aber nicht gegangen, sagte Kofler damals.

© SZ vom 15.09.04 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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