MTU Friedrichshafen:Ende eines Possenspiels

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Erst die Zeit wird zeigen, wie der Einstieg des Risikofonds EQT bei MTU Friedrichshafen zu beurteilen ist. Doch zumindest kann man sich am Bodensee jetzt wieder auf die Firmengeschäfte konzentrieren.

Martin Hesse

Ein Jahr lang hat sich DaimlerChrysler um den Verkauf des Motorenherstellers bemüht. Viele Beteiligte haben dabei eine schlechte Figur gemacht.

Montagearbeiten an einem Dieselmotor bei MTU Friedrichshafen. (Foto: Foto: dpa)

Einen Schlingerkurs fuhr das Management von DaimlerChrysler: Zunächst verhandelte es allein mit MAN, ließ sich dann von den Minderheitsgesellschaftern bei MTU - den Familien Maybach und Zepellin - an der Nase herumführen. Die Familien hatten hinter dem Rücken des Großaktionärs einen Verkauf an den Finanzinvestor Carlyle betrieben. DaimlerChrysler schwenkte um und bestand jetzt auf einem Bieterverfahren - MAN war wieder im Boot, hinzu kamen mit EQT und KKR zwei weitere Beteiligungsfirmen.

Möglichst hoher Preis

Wie DaimlerChrysler gaben auch die Familiengesellschafter vor, nur das beste für MTU Friedrichshafen zu wollen. Tatsächlich ging es beiden Parteien darum, einen möglichst hohen Preis herauszuschlagen. Beide haben letztlich mehr bekommen, als sie nach den ersten Geboten erhoffen konnten.

Natürlich ist es legitim, als Eigentümer beim Verkauf einen möglichst hohen Gewinn erzielen zu wollen. Schädlich für die Firma und die Mitarbeiter ist dies jedoch, wenn der Verkaufsprozess als Intrigenspiel öffentlich inszeniert wird und sich über ein Jahr hinzieht.

Auch der MTU-Betriebsrat spielt in dem Stück eine fragwürdige Rolle. Mit Klischees wehrten sich die Arbeitnehmervertreter gegen den Verkauf an einen Finanzinvestor. Sie bevorzugten den Maschinenbauer MAN, obwohl der bei einer Übernahme doch mit großer Wahrscheinlichkeit Synergieffekte genutzt, Kapazitäten abgebaut und Stellen gestrichen hätte.

Die Gunst des Bundestagswahlkampfes

Der Betriebsrat nutzte sogar die Gunst des Bundestagswahlkampfes, um den damaligen Kanzler Gerhard Schröder für seine Interessen einzuspannen. Die Arbeitnehmervertreter müssen sich daher den Vorwurf gefallen lassen, mehr die nächste Betriebsratswahl im Auge gehabt zu haben als die Interessen der Beschäftigten.

Die gute Nachricht ist, dass jetzt der Weg frei ist, sich wieder auf die Firmengeschäfte zu konzentrieren. Die ersten Signale von EQT lassen hoffen, dass der Investor den erhofften Gewinn nicht nur durch Finanzakrobatik, sondern über Wachstum und Investitionen erzielen will.

EQT kann sich ein Scheitern kaum leisten

Immerhin wird das Theater um den Verkauf dazu führen, dass das Wirken EQTs am Bodensee genau beobachtet werden wird. Ein Scheitern kann sich der Finanzinvestor bei MTU kaum erlauben.

© SZ vom 29.12.05 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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