Modepakt:Mit Macron im Élysée

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Große Modehäuser schließen einen Pakt für ein besseres Klima. Ziel ist es, die Erderwärmung, das Artensterben und die Vermüllung der Ozeane zu reduzieren. Auch auf der Haute Couture zeigt sich ein Wandel.

Von Katharina Wetzel

Wenn es um die Modebranche geht, scheut Frankreichs Präsident Emmanuel Macron keine Mühen. Schließlich ist die französische Hauptstadt Modeplatz Nummer eins. Schon einmal umgarnte er während der Pariser Modewoche prominente Designer bei einem Dinner im Élysée-Palast. Vergangenen Freitag hat Macron wieder bewiesen, wie wichtig ihm die Branche ist und wichtige Konzernchefs kurz vor dem G-7-Gipfel in Biarritz in den Élysée-Palast eingeladen. Doch dieses mal ging es um das Klima.

Wie der Branchendienst The Business of Fashion berichtet, ist der Textilsektor schon allein für sechs Prozent der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich. Im April beauftragte Macron François-Henri Pinault, Chef des französischen Luxuskonzerns Kering, große Modehäuser an einen Tisch zu bringen, um ihnen eine Selbstverpflichtung für mehr Umweltschutz abzuringen.

Vier Monate und ein Treffen im Élysée-Palast später zeigt sich Pinault zufrieden mit dem Ergebnis. Auch wenn sich sein Rivale Bernard Arnault (LVMH) an der Initiative nicht beteiligt hat. Von H&M und Inditex bis hin zu Hermès und Giorgio Armani - insgesamt 32 globale Konzerne mit 150 Labels unter ihrem Dach haben den "Modepakt" bereits unterzeichnet, andere sollen noch hinzukommen. Die Unterzeichner bekennen sich dazu, die CO₂-Emissionen bis 2050 auf null zu reduzieren, nachhaltige Rohstoffe zu verwenden und zu 100 Prozent erneuerbare Energien bei der Produktion zu nutzen. "In diesem Modepakt geht es darum, dass wir die Umweltfragen des 21. Jahrhunderts erkannt haben und uns dafür mit kollektivem Handeln und gemeinsamen Zielsetzungen verantwortlich zeigen", lässt Pinault mitteilen.

Giambattista Valli zeigt seine voluminösen Roben dieses Mal in den historischen Sälen des Hotels Shangri-La. Ohne Show, ganz privat.

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(Foto: Katharina Wetzel)

Nüchterne Eleganz trifft auf Romantik mit vielen Federn: Entwürfe von Designerin Claire Waight Keller für Givenchy im Musée des Arts Décoratifs innerhalb des Louvre.

Bei Giorgio Armani Privé sticht aus 82 Looks dieser perfekt sitzende schwarze Blazer hervor.

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Dieses anmutige Abendkleid mit offener Rückenpartie stammt von Alexandre Vauthier.

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(Foto: Katharina Wetzel)

Bei der Schau von Jean Paul Gaultier erntet dieser Divamantel mit Leopardenmuster viel Applaus.

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(Foto: Katharina Wetzel)

Für die Prinzessin aus 1001 Nacht: Bei Elie Saab endet die Haute-Couture-Schau ganz traditionell mit einem zauberhaften Hochzeitskleid.

Dass in der Modebranche ein Wandel stattfindet, ließ sich auch während der Modewoche in Berlin erkennen. Auf der Neonyt, der nachhaltigen Modeplattform der Frankfurter Messe, die Anfang Juli im Kraftwerk in Berlin stattfand, präsentierten 170 Marken ihre Neuheiten für Frühling/Sommer 2020. Und auch während der Haute Couture Anfang Juli in Paris ging es um Nachhaltigkeit. "Wir arbeiten nur mit dem, was wir finden und was wir haben, sagt der Öko-Couturier Ronald van der Kemp über seine Kollektion. 98 Prozent seiner Entwürfe sind entstanden aus Überhängen, Vintagestoffen und Ladenhütern, die in seinem Atelier in Holland von Hand neu verarbeitet werden. Seine coolen Collagen-Jeans und bunt gemixten Patchwork-Jacken stehen jedoch im Kontrast zu vielen anderen Haute-Couture-Kollektionen.

Designer Giambattista Valli präsentiert seine voluminösen Roben diesmal in den historischen Sälen des Hotels Shangri-La - ohne Show, dafür ganz privat. Dagegen zeigt Giorgio Armani seine 82 Looks für die Kollektion Privé im Petite Palais gleich zweimal, um die vielen Gäste zu bedienen. Eine so umfangreiche Kollektion aus körperumspielenden Tüllkleidern, perfekt sitzenden, perlenbestickten Blazern und mit Kristall besetzten Netztops hat man sonst nirgends gesehen. Elie Saab sendet Grüße aus Fernost, mit Kimonojacken und chinesischer Folklorestickerei sowie hochgeschlitzten Seidenkleidern mit auffallend großen, goldenen Taillengürteln.

Designerin Claire Waight Keller zeigte im Musée des Arts Décoratifs innerhalb des Louvre eine eher leise Givenchy-Kollektion: Nüchterne Eleganz trifft hier auf Romantik. Fischgrät-, Hahnentritt- und Paisleymuster werden mit Volants und schwarzen Bleistifthosen kombiniert. Bei einem Kleid schwingen bei jedem Schritt Hunderte Federn mit.

Bei Jean-Paul Gaultier ertönt viel Beifall, etwa für einen Diva-Mantel mit Leopardenmuster und ein senfgelbes Kleid. Übrigens: Pelz imitiert Gaultier ganz bewusst mit fotografischen Drucken. Nicht nur Macron dürfte sich über diesen Fake freuen.

© SZ vom 27.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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