Modekonzern Escada:Erst Finanzspritze, dann neue Spitze

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Chefwechsel beim größten Damenmodekonzern Escada: Die Tchibo-Eigner Wolfgang und Michael Herz steigen ein - und verpassen dem schwächelnden Unternehmen eine neue Konzernführung.

Neuer Vorstandsvorsitzender von Escada soll der frühere Hugo-Boss-Chef Bruno Sälzer werden, wie das Unternehmen am Dienstagabend in München mitteilte. Er löst zum 1. Juli den Escada-Chef Jean-Marc Loubier ab.

(Foto: Foto: ddp)

Spekulationen - seit Wochen

Mit Wolfgang und Michael Herz sei die Übernahme einer "signifikanten Minderheitsbeteiligung" vereinbart worden, erklärte das Unternehmen. Bereits in den vergangenen Wochen war wiederholt über Einstiegs-Pläne der Herz-Familie bei Escada spekuliert worden.

"Der Aufsichtsrat ist überzeugt, dass Escada durch das finanzielle Engagement der Familie Herz und durch die getroffenen personellen Veränderungen in den Unternehmensgremien an Stabilität und Zukunftsfähigkeit gewinnt", sagte der Aufsichtsratsvorsitzende des Unternehmens, Claus Mingers.

Die beiden Herz-Brüder wollen sich an einer Kapitalerhöhung beteiligen, die in zwei Tranchen umgesetzt werden soll. Dadurch sollen Escada netto insgesamt 50 Millionen Euro zufließen, bei der zweiten Tranche haben die übrigen Aktionäre ein Bezugsrecht. Den Betrag von 50 Millionen Euro haben die Herz-Brüder dabei bereits garantiert.

Darüber hinaus sei mit den Hausbanken eine Kreditlinie über 90 Millionen Euro mit einer Laufzeit bis Ende 2009 vereinbart worden, hieß es.

Die genaue Höhe der künftigen Escada-Beteiligung der Herz-Brüder blieb zunächst unklar. Im ersten Schritt der Kapitalerhöhung übernehmen sie zehn Prozent an dem Damenmodekonzern, dann müsse abgewartet werden, wie viel sie im zweiten Schritt erwerben, sagte ein Escada-Sprecher. Zudem sei unbekannt, wie viele Anteile sie bisher schon hielten. Die Spekulationen in den vergangenen Wochen reichten von einigen Aktien bis hin zu etwa zwölf Prozent der Anteile.

"Der Gesellschaft liegen keine Meldungen über einen bereits vorhandenen Stimmrechtsanteil der Familien vor", sagte der Unternehmenssprecher.

Neben Loubier wird aus dem Escada-Vorstand auch Beate Rapp ausscheiden, die lange Jahre als Chief Operating Officer unter anderem für Personal und Logistik des Unternehmens verantwortlich war. Ihre Aufgaben übernimmt künftig der frühere Hugo-Boss-Vorstand Werner Lackas, der bereits bei dem Herrenmodekonzern mit Sälzer zusammenarbeitete. Finanzvorstand von Escada bleibt weiterhin Markus Schürholz.

Personalwechsel auch im Aufsichtsrat

Die neue Gesellschafterstruktur führt auch zu Veränderungen im Aufsichtsrat: Neben Wolfgang Herz soll auch der Münchner Rechtsanwalt Reinhard Pöllath in das Kontrollgremium von Escada einziehen. Erst im vergangenen Jahr hatte der russische Escada-Großaktionär Rustam Aksenenko das frühere Escada-Management nach einem Zerwürfnis ausgetauscht.

Zwar habe es keine Kritik im Aufsichtsrat an der eigentlichen Strategie Loubiers gegeben, wohl aber an deren Umsetzung, sagte der Sprecher. Der Escada-Chef hatte sich die Stärkung des Accessoire-Geschäfts und der Marke sowie die Weiterentwicklung des Einzelhandels-Konzepts vorgenommen. Sälzer, der Verbindungen mit der Herz-Familie hat, galt bereits als Wunschkandidat des Finanzinvestors Apax, der im Frühjahr nach monatelangen Gesprächen über einen Einstieg bei Escada einen Rückzieher gemacht hatte.

Erst vor wenigen Tagen hatte der Damenmodekonzern seine Gewinnprognose für das laufende Geschäftsjahr 2007/08 (31. Oktober) erneut gesenkt. Das Marktumfeld für den Konzern sei in den vergangenen Wochen nochmals schwieriger geworden, teilte das Unternehmen mit. Der Konzernumsatz soll demnach in diesem Jahr im niedrigeren zweistelligen Prozentbereich zurückgehen. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) soll nur bei 37 Millionen Euro liegen, statt wie zuvor geplant bei 51 Millionen Euro.

An diesem Donnerstag legt Escada seine Halbjahreszahlen vor.

© sueddeutsche.de/dpa/mel/jkr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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