Mobilitiät:So viel Pendler wie nie

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31 Millionen Fahrgäste am Tag- so viele Pendler und Reisende waren 2016 mit Bus und Bahn unterwegs, das ist neuer Rekord. Besonders stark ist der Fernverkehr gewachsen.

Von Benedikt Müller, München

Busse und Bahnen haben im vergangenen Jahr so viele Menschen befördert wie nie zuvor. Bundesweit waren Fahrgäste knapp 11,4 Milliarden Mal mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs. Das sind 1,5 Prozent mehr als im Vorjahr, teilt das Statistische Bundesamt mit.

Der Anstieg ist darauf zurückzuführen, dass nach der hohen Zuwanderung mehr Menschen in Deutschland leben. Die Gesellschaft wird aber auch mobiler, weil so viele Menschen erwerbstätig sind und so viele studieren wie noch nie. Doch immer seltener liegen der Job und das Zuhause am selben Ort: 60 Prozent der Arbeitnehmer pendeln aus einer anderen Stadt an ihren Arbeitsplatz, wie das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung in der vergangenen Woche mitgeteilt hat. Davon profitieren die Verkehrsunternehmen: Dem Statistischen Bundesamt zufolge transportieren Busse und Bahnen an einem durchschnittlichen Tag 31 Millionen Fahrgäste bundesweit.

Besonders stark ist der Fernverkehr gewachsen. 2016 beförderten Intercitys, Eurocitys und ICEs 138 Millionen Fahrgäste, gut fünf Prozent mehr als im Vorjahr. Die Bahn lockte mit günstigen Sonderpreisen, wenn sich Reisende frühzeitig auf bestimmte Fernzüge zu Randzeiten festlegen. Zudem haben die Deutsche Bahn und ihre kleinen Konkurrenten neue Linien im Fernverkehr eröffnet.

Beim Wachstum übertraf die Schiene damit den Fernbus-Verkehr - erstmals seit vier Jahren. Die Firma Flixbus und ihre wenigen verbliebenen Konkurrenten beförderten im vergangenen Jahr knapp 24 Millionen Fahrgäste, gut vier Prozent mehr als im Vorjahr. "Die Zahl der Reisenden ist gestiegen, obwohl das Angebot an Fernbus-Linien geschrumpft ist", sagt Christoph Gipp, Geschäftsführer des Iges-Instituts. "Die Auslastung der Busse ist also gestiegen - und damit auch die Wahrscheinlichkeit, diese Linien wirtschaftlich zu betreiben." Nachdem Flixbus Mitbewerber wie Meinfernbus oder Postbus übernommen hat, muss der Marktführer nicht mehr mit einstelligen Kampfpreisen werben.

Seitdem der Fernbusmarkt im Januar 2013 liberalisiert wurde, ist die Zahl der Fahrgäste in Fernzügen und -bussen zusammengerechnet um gut 21 Prozent gestiegen. "Es hat also keine Kannibalisierung stattgefunden", sagt Marktforscher Gipp, "der Fernbus hat sich vielmehr als zusätzliche Option im Fernverkehr etabliert." Wie viele Reisende zudem per Mitfahrzentrale durch das Land reisen, erfassen offizielle Statistiken bislang nicht.

Im Nahverkehr, also innerhalb der Ballungsräume und Kreise, ist die Zahl der Fahrgäste im vergangenen Jahr um 1,4 Prozent gestiegen. Davon profitierte vor allem die Schiene: In Straßenbahnen, Regionalzügen, S- und U-Bahnen waren deutlich mehr Menschen unterwegs. Die Zahl der Fahrgäste in Bussen, die vor allem außerhalb der Großstädte den Nahverkehr prägen, ist nur um 0,5 Prozent gestiegen.

Angesichts der vielen Pendler investieren Bund und Länder nun verstärkt in neue Linien, barrierefreie Bahnhöfe und Informationssysteme für Fahrgäste. Eines der größten Projekte ist der Bau einer zweiten S-Bahn-Stammstrecke in München, der in der vergangenen Woche offiziell begonnen hat.

© SZ vom 11.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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