Mobilfunk in Österreich:Lebenslang zum Nulltarif

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Den handy-verrückten Österreichern bringt der Wettbewerb der Mobilfunk-Gesellschaften Traum-Konditionen. Für die Anbieter ist der Markt dennoch lukrativ.

Von Wolfgang Simonitsch

Für leidenschaftliche Dauer-Telefonierer wird in Österreich ein Traum wahr. Sie können bald "rund um die Uhr und ein Leben lang" gratis an der Quasselstrippe hängen, also kostenlos zu jeder Zeit in einem bestimmten Netz telefonieren.

Modernes Handy: In Österreich sind auch die Endgeräte vergleichsweise billig. (Foto: Foto: dpa)

Damit will der österreichische Ableger von Hutchison Whampoa aus Hongkong, Hutchison 3G Austria (3), neue Kunden ködern. Voraussetzung ist der Abschluss eines Vertrages bis Ende März.

Der erst im Mai 2003 als fünfter Provider auf dem kleinen und hart umkämpften österreichischen Mobilfunkmarkt eingestiegene Anbieter setzt so einen neuen Höhepunkt in der Preisschlacht im Handy-verrückten Österreich: Dessen knapp acht Millionen Einwohner besitzen immerhin 5,58 Millionen Mobilfunkgeräte und 7,31 Millionen aktive SIM-Karten.

An siebter Stelle in Europa

Mit einer Handy-Verbreitungsrate von 89,7 Prozent rangiert Österreich an siebter Stelle in Europa, deutlich vor Deutschland, das zuletzt mit einer Quote von 73,6 Prozent Rang zwölf belegte. Und: Mobil telefonieren ist in Österreich deutlich billiger als in anderen europäischen Staaten.

"Das ist der verrückteste Markt in ganz Europa mit den niedrigsten Tarifen", sagt etwa Georg Pölzl, Chef der österreichischen T-Mobile, der Nummer zwei in der Alpenrepublik.

In keinem anderen Land werde so hart um Marktanteile gekämpft, sagt Pölzl. Er hat zwei Trends ausgemacht: Durch die saftigen Subventionen der Mobilfunker für Handys seien die Geräte billig, das Preisniveau habe sich aber inzwischen stabilisiert.

Doch bei den Gesprächstarifen ginge es weiter bergab. "Wir machen aber Gewinne", sagt Pölzl. Die Kundenzahl sei stabil und die Erträge pro T-Mobile-Kunden sind steigend. Weitere Details gäbe es in Kürze, sagt Pölzl.

"Aggressives Dumping"

T-Mobile hat nun auf das laut Pölzl "aggressive Dumping" von 3 reagiert: Wer bis Ende Juni den "Relax"-Tarif wählt, darf mit den "zwei Millionen" T-Mobile-Kunden in Österreich bei einer Monats-Grundgebühr von 17 Euro "rund um die Uhr um null Cent" telefonieren.

Auch der Marktführer Mobilkom Austria hat mit einem "Start Plus"-Tarif nachgezogen: Wer sich dafür bis Ende März entscheidet, kann dauerhaft im landesweiten Mobilkom-Netz um einen Cent pro Minute schwadronieren. Das Grundentgelt beträgt zehn Euro bis Jahresende, danach monatlich fünf Euro.

Dabei hatte Mobilkom-Chef Boris Nemsic den Konkurrenten 3 für dessen Aktion zuvor noch heftig kritisiert. 3 werfe nun offenbar alles in die Kundenschlacht, in der er sich bislang äußerst mäßig geschlagen habe, sagte Nemsic.

Unwichtiges Nebengeschäft

Offiziell hat der Hutchison-Ableger, der sich als einziger UMTS-Anbieter Österreichs versteht und die Sprachtelefonie eher als unwichtiges Nebengeschäft ansieht, landesweit erst 15.000 Kunden.

Mit dem neuen Angebot will das Unternehmen aber schon in diesem Jahr die Schwelle von 100.000 Kunden überschreiten.

Die Hutchison-Gesellschaft setzt darauf, dass nun ganze Telefongemeinschaften zu ihr überlaufen werden. Entsprechend billig ist ihr Angebot: Das günstigste Paket (monatlich 66 Minuten Videotelefonie, 32 Videoclips, 250 Minuten telefonieren in alle nationalen Netze, 99 E-Mails) wird ein halbes Jahr zum halben Festpreis offeriert: monatlich 12,50 Euro.

Das entsprechende UMTS-Handy (Motorola A835) gibt es um ein Sechstel des Normalpreises, um 99 Euro, im Doppelpack sogar um 50 Euro. Übliche Zusatzkosten wie Aktivierungs-Entgelt oder Wunschnummerngebühr entfallen. Und schließlich gibt es noch das erwähnte "Telefonzuckerl" - Sprachtelefonie lebenslang gratis.

© SZ vom 02.03.04 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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