Millionenschwere Übernahme:Mobilfunkprovider rücken zusammen

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Debitel und Talkline firmieren künftig unter einem Dach: Die Stuttgarter haben 560 Millionen Euro für Talkline bezahlt - und Freenet geht wieder leer aus.

Meite Thiede

Der größte deutsche Serviceprovider Debitel übernimmt Talkline und reiht sich damit - nach Kundenzahlen betrachtet - in die Spitzengruppe der Netzbetreiber ein.

Das Stuttgarter Unternehmen zahlt 560 Millionen Euro für den kleineren Wettbewerber aus Elmshorn. Das entspricht 149 Euro je Kunde, was in der Branche als ziemlich stolzer Preis gilt. Auch Freenet hatte sich für Talkline interessiert und Gespräche über eine Übernahme geführt, bestätigte eine Sprecherin.

Zusammen kommen Debitel und Talkline auf einen Umsatz von mehr als drei Milliarden Euro und fast 13 Millionen Kunden (Ende erstes Quartal). Welche Synergieeffekte von dem Zusammenschluss erwartet werden, wollte der Debitel-Vorstand noch nicht sagen.

Die operative Marge werde sich aber verbessern, meinte Finanzchef Joachim Preisig am Dienstag. Im vergangenen Jahr hatten beide Unternehmen zusammen vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen 240 Millionen Euro verdient.

Auch was mit den beiden Marken passiert, steht offenbar noch nicht fest. In den kommenden Monaten will das Management "ein detailliertes Integrationskonzept'' erarbeiten. Sicher sei nur, das der Standort Elmshorn in der Gruppe eine wichtige Rolle spielen solle.

Richtiger Vertriebsweg

Als entscheidend gilt in der Mobilfunkbranche nicht so sehr die Kundenzahl, sondern der richtige Vertrieb. Debitel ist über Exklusiv-Verträge vor allem mit den Handelsketten Mediamarkt/Saturn sowie Electronic Partner verbunden.

Talkline arbeitet im Wesentlichen mit Karstadt zusammen. Durch die Übernahme habe Debitel sein Risikoprofil im Vertrieb erheblich verbessert, heißt es in der Branche.

Nach Angaben von Christian Winther, Vorsitzender der Geschäftsführung von Talkline, decken beide Unternehmen zusammen 20 Prozent der Neukundengewinnung im Mobilfunk ab. Damit seien sie hierzulande der größte Vermarkter. Über ein eigenes Netz verfügen in Deutschland nur T-Mobile, Vodafone, E-Plus und O2.

Debitel und Talkline würden sich hervorragend ergänzen, sagte der Vorstandsvorsitzende von Debitel, Axel Rückert. Mit der Übernahme werde der lang erwartete Konsolidierungsprozess auf dem deutschen Mobilfunkmarkt eingeläutet.

Damit seien jetzt alle Spekulationen, wer dabei die Führung übernehmen werde, vorbei. Rückert spielte damit auf Gerüchte der vergangenen Woche an, nach denen Freenet, die gerade aus der Fusion von Mobilcom mit seiner Internettochter Freenet entstanden ist, an einer Allianz mit Debitel und Talkline arbeite.

"Im Moment eher unwahrscheinlich''

Dass Freenet im Nachhinein noch als Dritter zu der Gruppe stoße, sei "im Moment eher unwahrscheinlich'', sagte Debitels Vertriebs- und Marketing-Vorstand Oliver Steil. Weitere Zukäufe schließt der Vorstand allerdings nicht aus: Das sei finanziell kein Problem, Debitel sei "solide finanziert''.

Debitel ist doppelt so groß wie Talkline: Der Umsatz lag 2006 bei 2,23 (Talkline: 1,0) Milliarden Euro, die Zahl der Mitarbeiter bei 2400 (850), die Zahl eigener Vertriebsstellen bei 360 (150).

Die Eigentumsverhältnisse dürften den Zuschlag an Debitel befördert haben. Das Unternehmen befindet sich seit 2004 in Händen der Private-Equity-Firma Permira; die dänische Talkline-Mutter TDC gehört mehreren Hedge-Fonds, darunter auch Permira.

Schon lange ist bekannt, dass sich TDC von seinem deutschen Engagement trennen will, da sich die Strategie des Unternehmens auf Dänemark und Skandinavien konzentriere.

Bisher gab es keine zufriedenstellenden Angebote. Dass mit Freenet und Debitel nun gleich zwei Interessenten zur Verfügung standen, habe die Chancen auf einen guten Preis verbessert, heißt es. Talkline wird bar bezahlt und schuldenfrei übergeben.

© SZ vom 06.06.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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