Milliardencoup geplant:Post vor größtem Zukauf ihrer Geschichte

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Der Bonner Konzern verhandelt mit dem britischen Logistikanbieter Exel. Klappt die Übernahme, würde die Post zum weltweit größten Logistikunternehmen aufsteigen.

Die Deutsche Post will die britische Logistikfirma Exel übernehmen und steht damit vor der größten Übernahme ihrer Geschichte.

Beide Unternehmen bestätigten am Donnerstag Gespräche. Sie befänden sich allerdings noch in einer frühen Phase. Der Kauf des Unternehmens würde den Bonner Konzern zum weltweit größten Logistikanbieter vor UPS und Federal Express machen. Experten fürchten, dass die Post eine solche Übernahme mit einem Kaufpreis von mehr als fünf Milliarden Euro sehr teuer kommen könnte.

Die Post-Aktie war mit einem Minus von 3,86 Prozent auf 19,65 Euro zum Handelsschluss größter Verlierer im Dax.

Die Aktien von Exel legten um 17,26 Prozent auf 11,75 Pfund zu. Das Unternehmen mit gut neun Milliarden Euro Umsatz im vergangenen Jahr war damit knapp fünf Milliarden Euro wert.

Abhängigkeit vom Heimatmarkt senken

Gelänge das Geschäft, wäre das Wachstum für die Post beträchtlich. Die Post setzte im vergangenen Jahr rund 43 Milliarden Euro um. Zusammen kämen die beiden Unternehmen auf gut 50 Milliarden Euro Umsatz und 500.000 Beschäftigte. Die Post bemüht sich seit langem, ihre Abhängigkeit vom Heimatmarkt durch Expansion zu mindern. Zuletzt hatte Post-Chef Klaus Zumwinkel 2003 den US-Dienstleister Airborne gekauft.

Nach Einschätzung von Fachleuten ist die Übernahme für die Post sowohl geografisch als auch von den geschäftlichen Schwerpunkten her sinnvoll. Während Exel in Großbritannien und den USA stark sei, bediene die Post mit ihrer Logistiksparte vor allem Kontinentaleuropa und Asien. Exel sei versiert bei kundenorientierten Lösungen. Die Stärke der Post liege im Transport.

Ernsthafte Konkurrenz könnte die Post bei einem konkreten Angebot von UPS bekommen. Allerdings ist das US-Unternehmen strategisch anders ausgerichtet. Auch FedEx, die niederländische TPG und der US-Konzern GE waren in der Vergangenheit als Interessenten genannt worden. Spekulationen über ein Interesse der Post an Exel kursieren seit drei Jahren. Post-Chef Zumwinkel hatte noch im Juni erklärt, größere Übernahmen kämen für die Post derzeit nicht in Frage.

Analysten skeptisch

Mehrere Analysten stuften am Donnerstag die Papiere der Post herunter. Die Investmentbank Dresdner Kleinwort Wasserstein änderte ihre Bewertung nach Angaben von Händlern auf "Hold" von "Add". Das Kursziel ließen die Analysten unverändert bei 22 Euro.

Die Privatbank Merck Finck stufte die Post-Aktie auf "Hold" von "Buy" herab. Als Kurziel nannte das Institut 19 Euro. Die Deutsche Post müsse noch Hausaufgaben bei der Integration anderer Unternehmen leisten. Zudem könne die Übernahme relativ teuer werden, sagte Analyst Robert Heberger. Vermutlich müsse die Post einen signifikanten Aufschlag auf den Unternehmenswert von Exel zahlen. Für die Post könnte zudem eine Kapitalerhöhung nötig werden.

Auch Nils Machemehl von MM Warburg erwartet eine Kapitalerhöhung: "Und das ist immer eine schlechte Nachricht." Markus Hesse von Sal. Oppenheim hält die Übernahme für sinnvoll. "Exel ist die Nummer eins weltweit in der Kontraktlogistik. Und das ist genau der Baustein, der Zumwinkel noch gefehlt hat." Die Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) prüft ihre Bonitäts-Bewertung auf eine mögliche Herabstufung. Sowohl das kurzfristige Rating von "A-1" wie auch das langfristige Rating von "A" seien mit negativem Vorzeichen auf die Beobachtungsliste gesetzt worden, teilte die Agentur mit. S&P bezeichnete den Schritt als Vorsichtsmaßnahme.

© SZ vom 02.09.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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