Militärflugzeug A400M:Airbus-Chef will Horrorprojekt loswerden

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Airbus-Chef Enders stellt den Bau des Militär-Airbus A440M zur Disposition. Dem Konzern würden damit Milliardeneinnahmen entgehen.

"Unter den bisherigen Bedingungen können wir den Flieger nicht bauen", sagte Thomas Enders, Chef des Airbus-Konsortiums, dem Spiegel. Er deutete an, das Projekt ganz scheitern zu lassen: "Besser ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende". Und er übte deutliche Selbstkritik: Sein Konzern habe im Vorfeld große Fehler gemacht.

Der Militärtransporter A400M droht für den Luft- und Raumfahrtkonzern EADS zu einem Finanzdesaster zu werden. (Foto: Foto: AP)

Das Bundesverteidigungsministerium mahnte schnelle Informationen an. Deutschland ist mit 60 Stück der größte Abnehmer. Bei der Bundeswehr sollen die Flugzeuge die 40 Jahre alte Transall ersetzen. "Ich erwarte, dass wir bereits im Laufe des Aprils Erkenntnisse über die Probleme erhalten", sagte Staatssekretär Rüdiger Wolf der Welt. Er ärgerte sich außerdem über die Informationspolitik von EADS. "Wir haben bis heute keine detaillierten Informationen über die Probleme bekommen und ob diese lösbar sind", sagte er.

Von dem Militärtransporter haben neun Staaten insgesamt 192 Maschinen bestellt. Nach Einschätzung von Experten ist das Programm inzwischen vier bis fünf Jahre verzögert. Als Hauptgrund dafür gelten Probleme mit den Propellertriebwerken des A400M und ihrer Steuerung. Die Airbus-Mutter EADS sollte die erste Maschine ursprünglich im Oktober dieses Jahres ausliefern. Bisher ist aber noch kein flugfähiges Modell gestartet. Nach diesem Jungfernflug würde es früheren Informationen zufolge noch drei Jahre dauern, bis die ersten Flugzeuge der Modellreihe ausgeliefert werden könnten. Die Verzögerungen haben bisher bei EADS einen Verlust von mehr als zwei Milliarden Euro verursacht.

Sollte EADS die Probleme nicht in den Griff bekommen, will Wolf eine komplette Kündigung der Bestellung ebenso wenig ausschließen wie eine Reduzierung der Flugzeugbestellungen. Wenn die Verspätung zu lange andauere, werde man sich eventuell in der Zwischenzeit andere Maschinen beschaffen und dementsprechend weniger Flugzeuge bei Airbus ordern, sagte er.

Ungemach droht Airbus auch im zivilen Geschäft. Die im Transatlantik-Geschäft angeschlagene irische Fluggesellschaft Aer Lingus erwägt eine Umwandlung einiger ihrer laufenden Airbus-Bestellungen von Langstrecken- in Kurzstreckenmaschinen. Eine Änderung der Order bei der EADS-Tochter sei eine der Möglichkeiten, sagte eine Sprecherin des Konzerns am Samstag. Eine Entscheidung sei aber noch nicht gefallen.

© sueddeutsche.de/rtr/afp/cmat - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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