Middelhoff:Die Not mit der Kaution

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Immer noch kein freier Mann: Thomas Middelhoff. (Foto: Oliver Berg/dpa)

Klinikunternehmer Ulrich Marseille lehnt eine Unterstützung für den früheren Spitzenmanager ab. Er ist einer von vielen ehemaligen Freunde und Geschäftspartnern, die Middelhoff verprellt hat.

Von Uwe Ritzer, München

Eine Woche ist es her, dass das Landgericht Essen den Haftbefehl gegen Thomas Middelhoff ausgesetzt hat. Doch der 61-jährige frühere Spitzenmanager, der wegen einer Immunkrankheit momentan in einer Klinik behandelt wird, ist noch immer kein freier Mann. Er und seine Familie haben große Schwierigkeiten, die vom Gericht verlangte Kaution in Höhe von 895 000 Euro aufzubringen. Verwandte wollen helfen, doch ihr Beitrag reicht offenkundig nicht aus. Und als Unterstützer angegangene Dritte zögern oder lehnen eine Hilfe ab.

Auch Ulrich Marseille, 59, wurde als Geldgeber gehandelt, der Gründer und Aufsichtsratsvorsitzende des gleichnamigen Hamburger Klinikunternehmens, in dessen Aufsichtsrat auch Thomas Middelhoff von 2009 bis 2014 saß. Doch Marseille winkt ab. "Ich habe mich nicht an einer Kaution für Herrn Middelhoff beteiligt und werde mich derzeit auch nicht daran beteiligen", sagte Marseille am Sonntag der Süddeutschen Zeitung.

Der Spiegel hatte gemutmaßt, Marseille könnte ein Geldgeber des insolventen Middelhoff sein, und auf Grundschulden verwiesen, die auf Middelhoffs Bielefelder Villa zulasten der Marseille Kliniken AG eingetragen waren. Tatsächlich hatte sich Middelhoff vor einigen Jahren von dem Unternehmen Geld geliehen. Nach Angaben von Ulrich Marseille waren dies zwei Darlehen über insgesamt anderthalb Millionen Euro, die über die Grundschulden abgesichert worden seien. Die im Klinikunternehmen zuständigen Gremien hätten die Darlehen damals abgesegnet. "Herr Middelhoff hat beide Kredite bereits vor einiger Zeit vollständig zurückgezahlt", sagte Marseille nun der SZ.

Ob auch er um Unterstützung bei der Kaution angegangen wurde, mochte Marseille nicht sagen. Wenn ja, wäre er nicht der einzige ehemalige Geschäftspartner Middelhoffs, der von dessen Umfeld in den vergangenen Tagen kontaktiert wurde. Noch vor wenigen Jahren wäre es für Middelhoff ein leichtes gewesen, 900 000 Euro aufzubringen. Als Chef von Bertelsmann und Arcandor oder als Partner beim Finanzinvestor Investcorp jonglierte Middelhoff auch privat mit Millionen.

Viele ehemalige Freunde und Geschäftspartner hat er verprellt

Bis zu seiner Verurteilung wegen Betrugs und Steuerhinterziehung im vorigen November hatte Middelhoff auf laufende Einkommen als Vorstand und Mitgesellschafter beim Medienunternehmen BT Capital verwiesen, das mehrheitlich einem Chinesen gehört und im Steuerparadies Virgin Islands registriert ist. Offenbar kommt aber auch aus dieser Ecke keine Hilfe.

Viele alte Freunde und Geschäftspartner hat Middelhoff verprellt. Mehr als 50 Gläubiger fordern einen dreistelligen Millionenbetrag. Sie fühlen sich hingehalten und getäuscht, wie etwa Unternehmensberater Roland Berger. So bleibt Thomas Middelhoff nur die Familie. Dem Vernehmen nach soll ein Großteil der 895 000 Euro Kaution von Verwandten aufgebracht werden, denen das aber schwer fällt. Nach SZ-Informationen sollte die Commerzbank mit einer Bürgschaft helfen, die sie dann aber im letzten Moment doch nicht gewährte. Die Bank wollte dies weder bestätigen noch dementieren. "Ich bitte um Verständnis dafür, dass wir uns ganz generell zu solchen Themen öffentlich nicht äußern", so ein Commerzbank-Sprecher.

Die Bild am Sonntag berichtete, Steve Case wolle helfen, der Gründer des US- Onlinedienstes AOL. Es wäre für Middelhoff eine Reminiszenz an bessere Zeiten. Der Verkauf von Bertelsmann-Anteilen an AOL mit Milliardengewinn gilt als sein Glanzstück als Manager.

© SZ vom 27.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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