Metaller-Streik:Vorsichtige Annäherung der Tarifparteien

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Die Arbeitgeber legen jedoch noch kein Angebot vor — der Streik in der Metall- und Elektroindustrie Sachsens soll zunächst bis einschließlich Donnerstag unvermindert weitergehen.

Rund 12.750 Gewerkschafter haben am Dienstag den Arbeitskampf in der ostdeutschen Stahlbranche sowie der sächsischen Metall- und Elektroindustrie fortgesetzt. Am zweiten Tag der Streiks für die 35-Stunden-Woche die Beteiligung allein bei den Metallern nach Angaben der IG Metall mit 7.500 deutlich höher als am Montag.

In Berlin wollten derweil ungeachtet des anhaltenden Arbeitskampfs am Dienstagnachmittag die Tarifparteien der Stahlbranche zu einem Gespräch zusammenkommen.

Es gebe kein konkretes Angebot der Arbeitgeber. Daher bleibe abzuwarten, was dabei herauskomme, erklärte IG-Metall-Sprecherin Marlies Dahne. Trotz der scharfen Kritik von Arbeitgebern, Wirtschaftsweisen und Politikern soll der Streik in der Metall- und Elektroindustrie Sachsens zunächst bis einschließlich Donnerstag unvermindert weitergehen.

Am Donnerstag und Freitag sind die Metaller in Ost-Berlin und Brandenburg zur Urabstimmung über einen Streik aufgerufen. Deren Ergebnis soll am Dienstag nächster Woche in Berlin vorgestellt werden, wie Dahne mitteilte. Frühestens Mitte nächster Woche könnte es dann auch in diesem Tarifbezirk zu Streiks kommen.

Rund 5.250 Beschäftigte in sieben Stahlbetrieben Sachsens, Sachsen-Anhalts und Brandenburg beteiligten sich nach Angaben der Gewerkschaft erneut am Streik. Die Tarifgespräche von Gewerkschaft und Arbeitgebern sollten um 15.00 Uhr in Berlin beginnen. Nach Angaben von Dahne hatten die Arbeitgeber das Gespräch bereits vor einer Woche angeboten. Bei der Urabstimmung der IG Metall vom 22.

Bis 24. Mai hatten 83 Prozent für den Streik gestimmt. Zur Ankündigung der Arbeitgeber, gegen die Urabstimmung der IG Metall in der sächsischen Metall- und Elektroindustrie gerichtlich vorgehen zu wollen, erklärte die Gewerkschaftssprecherin, die Urabstimmung sei in den tarif- und verbandsgebundenen Betrieben korrekt durchgeführt und ausgezählt worden; das Ergebnis sei eindeutig.

Deshalb sehe die IG Metall einer gerichtlichen Überprüfung gelassen entgegen. Die Arbeitgeber hatten kritisiert, dass nur 11.513 von insgesamt 125.000 Beschäftigten der Branche in Sachsen an der Urabstimmung teilgenommen hätten.

Arbeitgeberverband schließt Aussperrungen aus

Der Arbeitgeberverband Gesamtmetall schloss unterdessen Aussperrungen weiterhin aus. "Wir werden von uns aus nur zu den Maßnahmen greifen, die uns aufgezwungen werden", sagte Gesamtmetall-Präsident Martin Kannegiesser im ARD-Morgenmagazin. Er betonte, der von der IG Metall geführte Streik sei in dieser wirtschaftlichen Phase ausgesprochen schädlich, schwer zu verantworten und kaum nachzuvollziehen. Der Arbeitskampf sende ganz negative Signale aus.

Der Vorsitzende der Wirtschaftsweisen, Wolfgang Wiegard, kritisierte die Streiks scharf. In der Bild-Zeitung sagte der Chef des Sachverständigenrates, die Durchsetzung der von der IG Metall geforderten Arbeitszeitverkürzung werde eine Zunahme der Arbeitslosigkeit bewirken. Die Gewerkschaft streike "damit letztlich auch für eine höhere Arbeitslosigkeit in Ostdeutschland", zitiert das Blatt Wiegard.

Der brandenburgische Wirtschaftsminister Ulrich Junghanns (CDU) kritisierte den Streik und die Forderung nach Senkung der Arbeitslosigkeit als unzeitgemäß. Generell seien Flächentariffestlegungen die falsche Antwort auf die Herausforderungen des Marktes, sagte er im DeutschlandRadio Berlin.

(sueddeutsche.de/AP)

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