Merck:Kniffliger Job

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Der neue Chef Oschmann muss mit wenig Geld viel erreichen. Sein Vorgänger hat die Latte hoch gelegt.

Die Latte liegt ziemlich hoch. Es wird für den neuen Merck-Chef Stefan Oschmann nicht leicht, sie zu überspringen. Die Höhe hat sein Vorgänger Karl-Ludwig Kley, 65, in fast neun Jahren gesetzt. Er hat Umsatz und Börsenwert verdoppelt. Kleys Erfolge wirken so groß, weil seine Ausgangsbasis, als er 2006 zunächst in die Geschäftsleitung der Merck KGaA berufen und wenige Monate später deren Vorsitzender wurde, so niedrig war. "Herr Kley konnte unternehmerisch sehr viel bewegen, weil so viel liegen geblieben war. Herr Oschmann ist der richtige Mann zum richtigen Zeitpunkt, aber er hat es nun schwerer, schnelle Erfolge zu erzielen", sagte Clan-Chef Frank Stangenberg-Haverkamp in einem Interview. Kley hat aus dem altmodischen Pharma- und Chemiekonzern einen "Wissenschafts- und Technologiekonzern" gemacht. Der stellt immer noch Flüssigkeitskristalle, Hormonpräparate, Farbpigmente, Nasivin und Kytta-Salbe her, aber auch Substanzen gegen Krebs.

Oschmann weiß genau, was Kley geleistet hat. Er ist einer, der Worten Taten folgen lässt, lobte er seinen Vorgänger am Montagabend bei einem Symposium, ein Geschenk zum Abschied. Der Neue muss mit weniger Geld viel erreichen.

Kley hat Milliarden Euro für Übernahmen ausgegeben: Serono, Millipore und 2015 Sigma-Aldrich. Den US-Konzern muss Oschmann integrieren. Der Tierarzt bringt dafür gute Voraussetzungen mit. Er hat mehr als zwei Jahrzehnte für den US-Konzern Merck & Co gearbeitet, der die gleichen Wurzeln wie die Merck KGaA hat, aber gemein haben sie nichts mehr. Oschmann duzt seine Mitarbeiter, Kley zog ein "Sie" vor. Oschmann muss endlich Medikamente aus der Pipeline auf den Markt bringen. Große Hoffnungen knüpft Merck an Avelumab. Der Antikörper soll, wenn es gut läuft, gegen verschiedene Arten von Tumoren eingesetzt werden kann. Oschmann muss den Rest des Programms Fit für 2018 abarbeiten. In dem Jahr wird Merck, der älteste Pharmakonzern der Welt, 350 Jahre alt. Dann soll alles schön sein, auch das neue Innovationszentrum. Oschmann kann die Bauarbeiten vom "Adlerhorst" verfolgen, so nennen sie in Darmstadt die Vorstandsetage. Die hat Oschmann nur wenige Wochen nach dem Auszug von Kley bezogen.

© SZ vom 15.06.2016 / etd - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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