Merck contra Bayer:Heftiger Schlagabtausch um Schering

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Die Pharma-Gruppe Merck torpediert die Übernahmeofferte des Bayer-Konzerns an Schering. Über die Motive Mercks wird gerätselt.

Der im Übernahmekampf um Schering unterlegene Pharma- und Spezialchemiekonzern Merck liefert sich mit dem Rivalen Bayer einen heftigen Schlagabtausch.

Plötzlich ist wieder fraglich, ob diese Präparate künftig aus einer Hand kommen. Die Mittel Yasmin (Schering) und Aspirin (Bayer). (Foto: Foto: ddp)

Durch die weiteren Zukäufe des Darmstädter Konkurrenten Merck droht die Milliarden-Offerte für Schering in letzter Minute zu scheitern.

Wenige Tage vor Ablauf der Bayer-Offerte am 14. Juni fehlen Merck nur noch etwas mehr als sechs Prozent der Schering-Anteile, um den größten Zukauf in der Bayer-Firmengeschichte scheitern zu lassen.

Mitteilung an die US-Börsenaufsicht

Wie Merck am Freitag in einer Mitteilung an die US-Börsenaufsicht SEC mitteilte, stockte das Unternehmen seine Schering-Beteiligung auf 18,6 Prozent von zuletzt gut 10 Prozent auf. Merck kaufte weitere 16,2 Millionen Aktien zu einem Durchschnittskurs von 85,95 Euro.

"Mercks Ziel muss es sein, seinen Anteil an Schering auf über 25 Prozent zu erhöhen", sagte der Aktienrechtler Svend Gerhards von der Anwaltskanzlei Görg. "Damit würde Merck die Übernahme von Schering durch Bayer blockieren und wichtige Satzungsänderungen wie Gewinnabführungsverträge und die Eingliederung in den Bayer-Konzern verhindern", sagte Gerhards.

Das Darmstädter Familienunternehmen könnte nach Einschätzung von Beobachtern auch mit Hedge-Fonds zusammen gehen und die Bayer-Pläne mit Schering durchkreuzen oder eine Übernahme durch die Leverkusener in die Länge ziehen.

Entscheidende Rolle der Hedge-Fonds

Nach Angaben aus Branchenkreisen halten Hedge-Fonds bereits rund 20 Prozent an dem Berliner Traditionsunternehmen. Unter den Schering-Großaktionären hatte zuletzt der Münchener Versicherungskonzern Allianz seinen Anteil von 11 Prozent an Bayer verkauft.

Im Gegenzug erwerben auch die Leverkusener an der Börse Aktienpakete an Schering, um der 16,5 Milliarden Euro schwere Übernahme doch noch zu einem Erfolg zu verhelfen. Bayer hält nach den jüngsten Zukäufen 61,52 Prozent an dem Berliner Traditionsunternehmen. Dies geht aus einer am Wochenende veröffentlichten Finanzanzeige des Unternehmens hervor.

Bis Mittwoch muss eine Mindestannahmeschwelle von 75 Prozent erreicht werden, damit die Schering-Übernahme zu Stande kommt. Laut Finanzanzeige erwarb der Bayer-Konzern am Finanzmarkt 23,09 Prozent der Schering-Aktien zu Preisen von je 84,71 bis 86 Euro. Bayer hatte in seinem Schering-Angebot 86 Euro pro Aktie geboten.

Dreiviertel-Mehrheit fraglich

Beobachter schließen nicht aus, dass Bayer durch das Merck-Störfeuer die Dreiviertel-Mehrheit bei Schering verfehlen wird.

In diesem Fall könnten die Darmstädter mit Bayer über einen Teilverkauf von Schering-Geschäftsanteilen verhandeln, um sich die Übertragung der von Merck gehaltenen Schering-Aktien doch noch zu sichern.

Vor dem von Merck vorgelegten feindlichen Übernahmeangebot für Schering war das Merck-Management am Onkologie-Geschäft der Berliner interessiert. Schering lehnte dies jedoch genauso ab, wie eine feindliche Übernahme durch Merck. Die Braut Schering wies das Merck-Angebot über 14.6 Milliarden Euro zurück und sprach sich für die höhere Offerte der Leverkusener aus.

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