Mercedes:Der neue Stern von Peking

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Nach BMW und Audi hat nun auch Mercedes den Boom-Markt China für seine Edel-Autos entdeckt. 2005 sollen die ersten Karossen mit dem Stern im Reich der Mitte vom Band laufen. Bis dahin müssen die Stuttgarter noch einige Probleme aus dem Weg räumen.

Als letzter großer Autohersteller macht jetzt auch Mercedes den Sprung nach China. Angelockt von explosionsartigen Zuwachsraten auf dem chinesischen Automarkt von 80 Prozent in diesem Jahr will der Nachzügler aus Stuttgart seine Luxuslimousinen "Made in China" in Peking produzieren. Doch bevor die ersten Karossen der E-oder C-Klasse vom Band rollen, können noch leicht zwei Jahre vergehen.

DaimlerChrysler-Vorstandsmitglied Eckhard Cordes und der Vorsitzende der Beijing Automotive Industry Holding, An Qingheng, unterzeichneten am Montag nur ein "Rahmenabkommen". Jetzt muss auf die Genehmigung der Regierung gewartet werden. Dann dauert es noch einmal 18 Monate, bevor die Produktion laufen kann.

Von einer Pole-Position im deutschen Dreikampf um das Luxussegment in Chinas Automarkt kann kaum die Rede sein. Daran ändert auch Jürgen Schrempp nichts, wenn er sagt, er wolle mit seinen Partnern "eine vorherrschende Stellung auf dem chinesischen Markt aufbauen." Ehrgeizig werden zehn Prozent Marktanteil angepeilt.

Audi liegt vorne - mit zwei Dritteln Marktanteil

Dafür sollen jährlich 25.000 Mercedes-Autos in Peking gebaut werden - aber auch erst in zehn Jahren. Dagegen verkauft Klassenbester Audi dieses Jahr in China voraussichtlich 50.000 Autos, mit zwei Drittel Marktanteil. Ebenso kann BMW da nicht mithalten. Immerhin sollen jetzt ab Oktober die ersten in China hergestellten 3er BMWs verkauft werden.

Auch die amerikanische Konkurrenz schläft nicht. General Motors baut Buicks und Cadillacs für reiche Chinesen. DaimlerChrysler-Chef Jürgen Schrempp, den manch ein Verantwortlicher in Peking gerne öfter gesehen hätte, zeigte sich "überwältigt von der dynamischen Entwicklung".

Fünf Millionen Autos fahren heute auf Chinas Straßen. Eine Million wurden 2002 verkauft. Dieses Jahr werden es mehr als 1,5 Millionen, bis 2010 vielleicht fünf oder sechs Millionen im Jahr.

Doch wie ernsthaft die Konkurrenz aus Stuttgart wird, ist offen. Wenn die ersten Wagen mit dem Stern 2005 vom Band laufen, sind die Importzölle nach den Vereinbarungen der Welthandelsorganisation (WTO) auf 25 Prozent gefallen. Ein Jahr später fallen sie ganz weg. Dann konkurriert ein Mercedes "Made in China" mit einem importierten, dem Chinesen allein deswegen schon den Vorzug geben werden.

Billiges China? Von wegen

Ein Auto in China zu produzieren, ist auch keineswegs billiger - ganz im Gegenteil. Die Zulieferer und Autohersteller in China produzieren viel zu teuer, da sie nicht die hohen Stückzahlen wie anderswo in der Welt erreichen.

Von Export will und kann deswegen auch niemand reden. Doch hat sich DaimlerChrysler mit dem "strategischen" Abkommen zumindest ein Standbein in der chinesischen Hauptstadt gesichert.

Der Konzern wird nicht mehr kritisiert, weil er außen vor bleibt. Er hat sich als Mitspieler etabliert. So nahm sich selbst Ministerpräsident Wen Jiabao Zeit für Schrempp. Auch streckt DaimlerChrysler über die jetzt vereinbarte Kooperation mit dem Lastwagenhersteller Beiqi Futian seine Fühler im Nutzfahrzeuggeschäft aus, wo selbst Volkswagen trotz seiner mächtigen Marktposition noch zurückhaltend ist.

Die Mercedes-Produktion ist zudem ein Rettungsring für das angeschlagene Joint Venture, die Beijing Jeep Corporation, die jahrelang mit mäßiger Qualität den veralteten Jeep Cheerokee gebaut hatte. Die lange überfällige Umstrukturierung läuft. Bis Anfang nächsten Jahres sollen "alle Probleme gelöst" sein.

(sueddeutsche.de/dpa)

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