Mehdorn unter Druck:Merkel und Tiefensee beklagen Informationsstil

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Kanzlerin Merkel und Verkehrsminister Tiefensee hätten gerne früher darüber Bescheid gewusst, dass die Bahn von Berlin nach Hamburg ziehen will.

Nach der Absage der Bundesregierung an einen Umzug der Zentrale der Deutschen Bahn von Berlin nach Hamburg gerät Konzernchef Hartmut Mehdorn verstärkt unter Druck.

Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und Verkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) sollen unzufrieden mit Mehdorns Kommunikationsstil sein. Nach einem Bericht der Passauer Neuen Presse vom Mittwoch beklagten sich Merkel und Tiefensee in der Kabinettssitzung am Mittwoch darüber, nicht von Mehdorn über die Umzugspläne informiert worden zu sein. Beide würden von ihm "eine andere Art der Kommunikation" erwarten, habe es in Regierungskreisen geheißen.

Verkehrspolitiker von FDP und Grünen sahen in dem klaren Votum der Bundesregierung gegen den Umzug nach Hamburg einen Dämpfer für den Bahnchef. "Herr Mehdorn muss endlich begreifen, dass er keine Politik nach Gutsherrenart betreiben kann", sagte der Liberale Horst Friedrich der Berliner Zeitung.

"Selbstherrliches Verhalten"

Grünen-Verkehrsexperte Winfried Hermann betonte: "Das ist ein Dämpfer für Mehdorn und für sein selbstherrliches Verhalten in solchen sensiblen Entscheidungen."

Der Sprecher der Berliner SPD-Landesgruppe Swen Schulz stellte sogar Mehdorns Zukunft in Frage. "Hinter Herrn Mehdorn stehen große Fragezeichen", sagte er der Berliner Zeitung. Der Berliner FDP- Fraktionschef Martin Lindner sagte dem Blatt: "Herr Mehdorn kann nach seinem skandalösen Verhalten einpacken."

Am Dienstag hatte Minister Tiefensee erklärt, der Konzernsitz solle in Berlin bleiben. Eine Verlegung nach Hamburg sei aus Sicht des Bundeskabinetts aus strukturpolitischen Gründen "nicht akzeptabel".

Modifizierte Pläne

Wie die Financial Times Deutschland inzwischen aus dem Umfeld der Bahn erfahren haben will, erwägt die Bahn nach dem Nein der Bundesregierung zu ihren Umzugsplänen die ausschließliche Verlagerung des Logistik-Vorstands in die Hansestadt.

"Hier lag ohnehin der Schwerpunkt der Umzugspläne", hieß es. Das würde bedeuten, dass Logistikvorstand Norbert Bensel mit rund 400 Mitarbeitern nach Hamburg ziehen würde. Hinzu kämen eventuell Mitarbeiter der Bahn-Schienengüter-Tochter Railion in Mainz und der Logistik-Tochter Stinnes im Ruhrgebiet.

Der Bund ist Eigentümer der Bahn. Hamburg hatte der Bahn den Kauf von großen Teilen des Hamburger Hafens und der Hamburger Hochbahn AG (HHA) angeboten. Eine endgültige Entscheidung soll erst im April fallen.

© sueddeutsche.de/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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