Megafusion der deutschen Großbanken:"Völliger Unsinn"

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Gerüchte um eine mögliche Megafusion aus Deutscher Bank, HypoVereinsbank, Dresdner und Commerzbank ließen die Kurse der Finanztitel nach oben schnellen. Die Spekulationen über eine Fusion wurden von der Branche allerdings als abwegig bezeichnet.

Allein die Kosten eines derartigen Zusammenschlusses wären so hoch, dass erhoffte Spareffekte über Jahre zunichte gemacht würden.

Zugleich bezeichnete der Sprecher des Bundesfinanzministeriums, Jörg Müller, Berichte als "groben Unsinn", wonach Finanzminister Hans Eichel in einer Runde mit den Großbanken auf eine Fusion gedrängt haben soll.

Die deutschen Topbanken sind derzeit wegen vergleichsweise schwacher Erträge weniger wert als viele vergleichbare internationale Konkurrenten. Seit längerem wird daher spekuliert, sie könnten Opfer von Übernahmen werden. Der Spiegel hatte am Wochenende berichtet, Eichel habe bei einem Treffen mit deutschen Topbankern die Institute daher zur Fusion animiert.

Mehrere Optionen

Die Financial Times Deutschland berichtete am Montag, denkbar sei neben der Schaffung einer riesigen deutschen Bank auch die Bildung mehrerer Großinstitute mit Schwerpunkten im Privatkundengeschäft und im Investmentbanking.

Kartellrechtlich wäre eine Megafusion unter den vier Instituten kein Problem, da sie in Deutschland auf einen Marktanteil von weniger als 20 Prozent kommen. Den Rest teilen sich die Landesbanken, Sparkassen und Genossenschaftsbanken.

An der Frankfurter Börse gaben die Spekulationen den Banktiteln kräftig Auftrieb. Commerzbank gewann im Handelsverlauf bis zu 3,8 Prozent hinzu, HypoVereinsbank 3,6 Prozent und Deutsche Bank 2,5 Prozent.

Keine Kommentare

Sprecher der Banken wollten die Berichte nicht kommentieren. Die Branche reagierte aber mit Kopfschütteln. Es gebe keinerlei Gespräche der vier deutschen Großbanken über eine mögliche Fusion.

In der Vergangenheit hatten zudem die Chefs der großen Bankhäuser immer wieder darauf hingewiesen, dass die Institute zunächst ihre Hausaufgaben erledigen müssten, bevor Zusammenschlüsse überhaupt in Erwägung gezogen werden könnten.

Die Vorstandschefs von Commerzbank und HypoVereinsbank, Klaus-Peter Müller und Dieter Rampl, hatten dies erst unlängst wieder bekräftigt. Auch Helmut Hipper, Fondsmanager bei Union Investment, rechnet nicht mit einer Megafusion. Zwar könnten Zusammenschlüsse zwischen deutschen Geldinstituten durchaus Sinn machen, weil dadurch erhebliche Kosten gespart werden könnten.

Verstärkte Kooperation

Auf der anderen Seite kosteten Fusionen viel Geld, da beispielsweise Computersysteme miteinander vernetzt werden müssten oder Personal entlassen werde, argumentierte er.

Nach seiner Einschätzung dürfte es in Zukunft vor allem verstärkt Kooperationen zwischen Banken in einzelnen Bereichen geben, wie der Wertpapierabwicklung oder dem Zahlungsverkehr.

Starke britische Banken

Ausländischen Investoren haben nach Hippers Einschätzung eher ein Interesse an profitablen Nischenplayern - also Banken, die sich auf ein Segment konzentriert haben und dort schwarze Zahlen schreiben. Die großen Universalbanken seien zur Zeit zwar sehr günstig bewertet, verdienten aber nicht genug.

Auch in der Branche scheint dies ähnlich gesehen zu werden. Dort wurde unlängst darauf hingewiesen, dass britische Banken deutsche Kreditinstitute "zum Frühstück" schlucken könnten. Sie würden aber abwarten, bis deutsche Banken ihre internen Probleme gelöst hätten.

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