Medikamente übers Internet:Ebay macht DocMorris Konkurrenz

Lesezeit: 2 min

Der Online-Marktplatz öffnet sich für den Handel mit rezeptfreien Medikamenten.

Von Walter Ludsteck

Der Online-Marktplatz Ebay will von dem seit Jahresanfang in Deutschland erlaubten Versandhandel für Arzneimittel profitieren. Von diesem Donnerstag an stellt der US-Konzern seine Internet-Plattform den zugelassenen Anbietern für den Vertrieb nicht-verschreibungspflichtiger Medikamente zur Verfügung.

Der Konzern setzt damit den Fuß in einen neuen, schnell wachsenden Markt. Dessen Öffnung wurde durch die Versandapotheke DocMorris eingeleitet, die 2001 begonnen hat, von Holland aus deutsche Kunden zu beliefern.

Eine Welle von Zulassungen...

Der Erfolg hat viele Konkurrenten auf den Plan gerufen. Inzwischen sind nach Angaben des Bundesverbandes Deutscher Versandapotheker rund 600 deutsche Apotheker für den Versandhandel zugelassen.

Darunter seien etwa zehn "industrielle" Versandapotheken, die diese Aktivitäten in großen Stil betreiben. Das künftige Potenzial für die Versandapotheken schätzt der Verband auf etwa acht Prozent des gesamten deutschen Apothekenmarktes von 35 Milliarden Euro.

"Wir wollen stationären Apotheken einen zusätzlichen Vertriebskanal bieten", erklärte Stephanie Gerdes, als Senior Managerin bei Ebay Deutschland für die neue Kategorie Medikamente verantwortlich, der Süddeutschen Zeitung. Eine "zweistellige Anzahl" deutscher Apotheker handle bereits jetzt bei Ebay - allerdings nicht mit Arzneimitteln.

Sie vertreiben in der Rubrik "Beauty & Gesundheit" Zahnpflegemittel, Diätprodukte oder auch Blutdruck-Messgeräte. Eines der Vorzeigeunternehmen ist laut Gerdes die Bärenapotheke in Magdeburg, die etwa 5000 Artikel via Ebay verkauft.

Sie zählt auch zu den Apotheken, die der Managerin zufolge für die Medikamenten-Sparte des Marktplatzes gewonnen werden konnten. Welche Ziele sich Ebay mit der neuen Initiative gesetzt hat, wollte Gerdes nicht verraten.

...ohne die geht es auch bei Ebay nicht

Da es sich um einen jungen Markt handle, erfolge der Start auf relativ kleiner Basis. In den ersten drei Monaten werde die Zahl der Anbieter wohl einhundert Apotheken nicht übersteigen. Doch Ebay rechnet mit einer baldigen Ausweitung.

Zugelassen werden von Ebay ausschließlich Apotheker, die eine behördliche Erlaubnis zum Medikamentenversand besitzen. Sie müssen, wie Gerdes betonte, eine beglaubigte Kopie vorlegen.

Technisch sei Vorsorge getroffen worden, dass in der neuen Kategorie keine anderen Anbieter Arzneimittel offerieren könnten. Die teilnehmenden Apotheker seien aus datenschutzrechtlichen Gründen auch verpflichtet, ihr Ebay-Bewertungsprofil so einzustellen (auf "privat"), dass nicht ersichtlich sei, wer schon gekauft habe und welche Medikamente erworben wurden.

Ebay finanziert sich in Deutschland über eine Angebotsgebühr, die zwischen 0,25 und 4,80 Euro je Artikel liegt sowie über eine Provision von zwei bis fünf Prozent, die dem Anbieter bei erfolgreichem Verkauf in Rechnung gestellt wird. Das sind laut Gerdes auch die Kosten, die für die Versandapotheken anfallen.

Ebay Deutschland ist die größte Auslandstochter des Konzerns. Sie trägt etwa die Hälfte zum internationalen Umsatz (759 Millionen Dollar im Jahr 2003) der Gruppe bei. Der deutsche Ebay-Marktplatz zählt mehr als 11 Millionen registrierte Nutzer und verzeichnete nach letzten Marktanalysen (Mai 2004) rund 16,5 Millionen Besucher im Monat.

© SZ vom 22.07.2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: