Medienzirkus:"Frankfurter Rundschau" in Zukunft aus Köln dirigiert

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Die Verlagsgruppe DuMont Schauberg hat die Mehrheit der krisengeschüttelten Tageszeitung übernommen. Ein weiterer Arbeitsplatzabbau ist offenbar nicht ausgeschlossen.

Die Kölner Verlagsgruppe M. DuMont Schauberg hat die Mehrheit an der Tageszeitung Frankfurter Rundschau erworben.

Deutschlands viertgrößter Zeitungsverlag übernahm von der SPD-Medien-Holding DDVG insgesamt 50 Prozent der Anteile und eine Stimme, wie beide Unternehmen am Dienstag mitteilten. Zum Kaufpreis machten sie zunächst keine Angaben. Doch war in Medienberichten vor dem Abschluss des Vertrages von mehr als 30 Millionen Euro die Rede.

Die Verlagsgruppe DuMont Schauberg, die unter anderem den Kölner Stadt-Anzeiger, die Kölnische Rundschau sowie die Mitteldeutsche Zeitung (Halle/Saale) und das Boulevardblatt Express herausgibt, ist damit neue Mehrheitseignerin des linksliberalen Traditionsblattes aus Frankfurt am Main.

DDVG hält 40 Prozent

Die SPD-Medien-Holding DDVG bleibt weiterhin mit 40 Prozent an der Frankfurter Zeitung beteiligt, die Karl-Gerold-Stiftung als ursprüngliche Eignerin hält zehn Prozent.

Beide Verlage seien sich darüber einig, dass weitere Maßnahmen zur Kostensenkung in Frankfurt ergriffen werden müssten, um die Grundlage für den weiteren Bestand und künftigen publizistischen Erfolg des angesehenen Blattes zu sichern, hieß es in der gemeinsamen Erklärung. Somit ist ein Arbeitsplatzabbau offenbar nicht ausgeschlossen. Doch seien beide Verlage auch überzeugt, das Zeitungen keine kurzfristigen Renditeobjekte seien. Das Engagement in Frankfurt fuße auf dem Glauben an publizistische Verantwortung und Qualitätsjournalismus.

Zahl der Arbeitsplätze drastisch reduziert

Die DDVG hatte im April 2004 insgesamt 90 Prozent der Geschäftsanteile der in finanzielle Schwierigkeiten geratenen Frankfurter Rundschau übernommen, aber immer betont, dass sie die Mehrheit der Zeitung nach der Sanierung wieder abgeben wolle. Die Zahl der Arbeitsplätze bei der Rundschau ist in den letzten Jahren drastisch reduziert worden. Außerdem wurde der Sitz des Verlagshauses in der Frankfurter Innenstadt verkauft, die Redaktion zog inzwischen in den südlichen Stadtteil Sachsenhausen.

Chefredakteur ist seit wenigen Wochen Uwe Vorkötter, der zuvor bei der Berliner Zeitung tätig war, nach der Übernahme durch Investoren unter Führung des Briten David Montgomery aber die Zeitung verließ. Die Übernahme steht allerdings noch unter dem Vorbehalt der Genehmigung durch das Bundeskartellamt. Mit der formellen Übertragung der Anteile rechnen die Unternehmen deshalb erst im September.

Zur Unternehmensgruppe DuMont Schauberg gehören neben den Tageszeitungen auch noch Hörfunk-Beteiligungen, zahlreiche Anzeigenblätter und der DuMont Literatur und Kunstverlag.

(sueddeutsche.de/AP/AFP)

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