Medienkonsum:Videos, Podcasts und Grafiken

In den Anfangsjahren des World Wide Web erbosten sich viele über die allzu bunte Bebilderung von Webseiten, die einen doch nur davon abhalten würde, die Texte zu lesen (und zudem die Ladezeit erhöhten). Texte - manchmal hat es den Anschein, als wären die bloß noch das Beiwerk zu Videos, Podcasts und animierten Grafiken. Das ist natürlich falsch. Starke Texte sind auch heute gefragt und werden es auch morgen sein, weil beim Lesen jeder seinem eigenen Tempo folgen und sich seine eigenen anstatt vorgefertigter Bilder vorstellen kann. Die Auswahl an unterschiedlichen Formen der Darstellung ist allerdings größer, Usancen wie Redaktionsschluss verlieren ihre Bedeutung in der 24/7-Onlinewelt. Was es dennoch brauchen wird: Einen Filter für die Informationsflut und eine kompetente Einordnung. Mit anderen Worten: Journalismus. Seit das Web leistungsfähig genug ist, dass darüber auch Bewegtbilder in hoher Qualität übertragen werden können, verändert sich auch der Fernsehkonsum. Anbieter wie Netflix liefern aber nicht bloß dieselben Inhalte wie herkömmliche Sender. Im Seriengenre ist auch eine Erzählform entstanden, die es im Idealfall erlaubt, stärker in die Tiefe zu gehen, Charaktere zu zeichnen. Und die Zuschauer bestimmen, wann und in welcher Frequenz sie die Folgen sehen wollen. Die Streaminganbieter, die erbittert um Marktanteile kämpfen, gehen auch Risiken ein. Was sich immer öfter lohnt: Bei den Emmys, den wichtigen US-TV-Preisen schneiden die Streamer immer besser ab.

© SZ vom 24.12.2019 / Helmut Martin-Jung - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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