McKinsey empfiehlt:Mercedes soll Stellen abbauen

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Die europäische PKW-Gruppe von DaimlerChrysler muss sich entweder von Personal trennen oder ihre Produktion ausweiten. Die Konzern-Sparte, zu der die Marken Mercedes, Maybach und Smart gehören, ist offenbar nicht effizient genug.

Von Karl-Heinz Büschemann

Die Unternehmensberatung McKinsey hat im Auftrag von DaimlerChrysler errechnet, dass die Mercedes Car Group (MCG) über eine Produktivitätsreserve von ungefähr zehn Prozent verfügt.

(Foto: Foto: ddp)

Ein Sprecher von DaimlerChrysler wollte das nicht kommentieren, wies allerdings Spekulationen der Zeitung Die Welt zurück, bei der MCG gebe es einen Personal-überhang von 10.000 Mitarbeitern.

BMW produziert mit weniger Mitarbeitern

Die MCG produzierte im vergangenen Jahr etwa 1,1 Millionen Autos und beschäftigte rund 104.000 Mitarbeiter. Die konkurrierende BMW-Gruppe produzierte etwa die gleiche Zahl von Autos mit 96.000 Mitarbeitern.

Der Mercedes-Sprecher sagte, die MCG sei ständig dabei, ihre Effizienz zu steigern. "Wir können uns noch optimieren." Er sagte aber auch: "Wir schließen betriebsbedingte Kündigungen aus." Bei der PKW-Gruppe gebe es Anstrengungen, das Problem anders zu lösen. "Wir können das mit Wachstum kompensieren."

Im Unternehmen läuft gerade unter dem Namen "MCG best" ein Programm zur Rationalisierung der Autoproduktion, ab. An diesem Vorhaben ist die Beratungsgesellschaft McKinsey beteiligt, aber auch andere Berater würden mitarbeiten, heißt es bei DaimlerChrysler.

Um Kündigungen zu vermeiden, würden bei Bedarf Teilzeitverträge nicht verlängert oder es würden Mitarbeitern Angebote für einen vorgezogenen Ruhestand gemacht.

Die MCG plant eine Reihe neuer Fahrzeuge, mit deren Hilfe die Produktion bis zum Endes dieses Jahrzehnts auf 1,8 Millionen Fahrzeuge ausgedehnt werden soll. Davon sollen 300.000 Stück auf die Marke Smart entfallen.

Mercedes-Marke unter Druck

Zu den Hoffnungsträgern der Stuttgarter gehören Modelle wie der Grand Sports Tourer, eine Mischung aus großem Geländewagen und Coupe, das von Ende 2005 an vor allem auf dem USA-Markt seine Kunden finden soll, sowie die neue A-Klasse, die zu einer gesamten Fahrzeugfamilie ausgebaut wird. Auch in der M-Geländewagen-Klasse dürfte es in Zukunft mehrere Modell-Varianten geben.

Die Marke Mercedes war in jüngerer Zeit verstärkt unter den Druck des Marktes gekommen. Allein im Mai waren die Verkaufszahlen um 9,2 Prozent zurückgegangen. In den ersten vier Monaten dieses Jahres war der Absatz der Marke mit dem Stern um 2,4 Prozent geschrumpft.

Der europäische Gesamtmarkt für Pkw hatte in dieser Zeit um 3,2 Prozent zugelegt. Auch die Marke BMW hatte in Europa einen Zugewinn von 5,5 Prozent erreicht. Den Rückgang des Mercedes-Geschäfts begründet das Management mit dem Auslaufen wichtiger Automodelle.

Bei DaimlerChrysler war vor einigen Wochen ein Disput zwischen dem Chef der MCG, Jürgen Hubbert, und dessen designiertem Nachfolger Wolfgang Bernhard bekannt geworden. Das hatte das Unternehmen selbst bekannt gegeben.

Vermehrte Klagen über Qualität

Bernhard, der vor seiner Mercedes-Zeit als Unternehmensberater bei McKinsey gearbeitet hatte, war von Konzernchef Jürgen Schrempp im Zusammenhang mit der Krise bei dem japanischen Beteiligungsunternehmen Mitsubishi Motors entmachtet worden.

Der 43-Jährige, der bisher zweiter Mann bei der US-Gesellschaft Chrysler war, durfte den Posten als Chef der MCG nicht antreten. Bernhard soll stärkere Rationalisierungen in der europäischen Pkw-Gruppe für notwendig gehalten haben und intern bei Hubbert wie bei den Gewerkschaften auf Widerstand gestoßen sein.

Bei Mercedes häuften sich zuletzt auch Klagen über die Qualität der Fahrzeuge. Spartenchef Hubbert hatte solche Probleme eingeräumt, die vor allem aus der komplexen Elektronik für modernen Autos herrührten. Er versprach, die Schwachpunkte zu beseitigen.

© SZ vom 14. Juni 2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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