"737 Max 8":Fall Boeing trifft Tui-Aktionäre

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Vor gut einem Jahr nahm die Tui die erste Boeing 737 Max 8 in Betrieb, 14 weitere folgten. Der Ersatz wird nun teuer. (Foto: Dirk Waem/dpa)

Der Konzern muss die problematischen Flugzeuge ersetzen. Das kostet.

Der Reisekonzern Tui rechnet wegen der Belastung durch seine mit Startverbot belegten Boeing-Flugzeuge in diesem Jahr mit einem Gewinnrückgang. Es werde ein Einmaleffekt von ungefähr 200 Millionen Euro erwartet, teilte Tui mit. Der Konzern hat in seiner 150 Flugzeuge großen Flotte 15 Maschinen des Modells 737 Max 8 im Einsatz, das nach zwei Flugzeugabstürzen weltweit am Boden bleiben muss. Bis Ende Mai wollte der Reiseanbieter weitere acht in Betrieb nehmen. Jetzt fallen Kosten an für verlängerte und neue Leasingverträge, um die ausfallenden Maschinen zu ersetzen und die Urlauber ans Ziel zu bringen. Tui geht außerdem von negativen Effekten der Krise um das Unglücksflugzeug auf das Buchungsgeschäft aus und von höheren Treibstoffkosten.

Das operative Ergebnis für das Gesamtjahr, das sogenannte Ebita, werde gegenüber dem Gewinn 2018 von 1,18 Milliarden Euro um 17 Prozent sinken. Vorausgesetzt, die Boeing-Flieger können von Mitte Juli an wieder abheben. Bisher hatte Tui mit einem Betriebsergebnis auf Vorjahresniveau gerechnet. Sollte das Modell noch länger gesperrt bleiben, erwartet der in London und Frankfurt börsennotierte Konzern weitere 100 Millionen Euro Kostenerhöhung bis Ende September und einen Gewinnrückgang um 26 Prozent. An der Börse verloren Tui-Aktien am Freitag zeitweise fast elf Prozent an Wert und fielen auf ein Sechs-Jahrestief von 7,97 Euro.

Auch die US-Fluggesellschaft Southwest Airlines musste wegen der Boeing-Krise bereits die Gewinnprognose kappen. Am 10. März war zum zweiten Mal eine noch neue 737 Max von Ethiopian Airlines wenige Minuten nach dem Start in Äthiopien abgestürzt. 157 Menschen kamen ums Leben, darunter fünf Deutsche. Das Unglück ähnelte dem Absturz einer 737 von Lion Air in Indonesien, dem alle 189 Menschen an Bord zum Opfer fielen. Die Unglücksursachen stehen nicht fest, doch es wird ein Defekt des Kontrollsystems MCAS als Auslöser vermutet. Ein vorläufiger Unfallbericht werde in der kommenden Woche veröffentlicht, heißt es in den USA. Boeing hat ein Software-Update für das MCAS-System angekündigt, das bei drohendem Strömungsabriss automatisch die Flugzeugnase senkt, sowie bisher ausgebliebene Trainings für die Piloten. Der Flugzeugbauer hofft, damit eine Freigabe für das geschäftlich wichtige Modell zu bekommen. Boeing hat Aufträge von mehr als einer halben Billion Dollar ausstehen. Die ersten Airlines widerrufen mittlerweile ihre Aufträge. Die indonesische Sriwijaya Air hat den Leasingvertrag für zwei 737 Max gekündigt, zuvor hatte deren Muttergesellschaft Garuda aus Indonesien storniert. Tui gehört zu den größeren Bestellern aus Europa, wollte sich am Freitag aber nicht dazu äußern, ob die Order bestehen bleibt oder womöglich Schadenersatz von Boeing gefordert wird.

© SZ vom 30.03.2019 / Reuters - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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