Mautpreller:Zwangsabgeschaltet

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Toll Collect hat bereits Tausende von Mauterfassungsgeräten an Bord der Lkws abgeschaltet. Die Spediteure blieben die Vorkasse schuldig.

Der Mautbetreiber Toll Collect schaltete bereits am Donnerstag den ersten Lastwagenfahrern die Borderfassungsgeräte wegen fehlender Zahlungen ab.

Mautkontrolle auf der A81. (Foto: Foto: dpa)

Wie Firmensprecher Harald Lindlar in Berlin auf Anfrage erklärte, sind rund 1500 Unternehmen mit mehreren tausend Lastwagen betroffen. Insgesamt registrierte Toll Collect seit Beginn der Mautpflicht 2,25 Millionen Buchungen.

Verkehrsministeriumssprecher Michael Zirpel sagte, die Quote der Mautpreller liege bei acht Prozent, sei aber leicht rückläufig.

"Das sind wirkliche Mautpreller"

Die Betroffenen versäumten nach Angaben Lindlars, die vor Aufnahme der Fahrten geforderten Guthaben einzuzahlen. Zirpel sagte dazu: "Das sind wirkliche Mautpreller."

Es geht um Unternehmen, deren Erfassungsgeräte (OBUs) nur gegen Vorkasse freigeschaltet werden, ähnlich wie bei den Pre-Paid-Karten für Handys. Bei ihnen schaltet die OBU ab, wenn das Konto keine ausreichende Deckung aufweist beziehungsweise die Kreditlinie erschöpft ist. Sie müssen dann den Rest ihrer Tour manuell an der nächsten Mautstation oder per Internet buchen.

Falls per Blitzüberweisung das Guthaben aufgefüllt werde, schalte sich die OBU nach einem Neustart selbsttätig wieder frei, sagte Lindlar.

Inländische Spediteure zu 60 Prozent betroffen

Bei den Betroffenen handele es sich um etwa 40 Prozent ausländische und 60 Prozent inländische Unternehmen, was den allgemeinen Anteilen im Schwerverkehr entspreche.

Der Sprecher begründete die Abschaltung mit der geforderten Gleichbehandlung aller 65.000 mautpflichtigen Unternehmen. Toll Collect habe die Unternehmen erstmals bei ihrer Registrierung, dann am 22. Dezember und zuletzt am Dienstag darauf hingewiesen, dass ihre Konten gedeckt sein müssen.

Lindlar zufolge gab es seit Neujahr 2,25 Millionen Buchungen. Die tägliche Zahl stieg von 45.000 am Feiertag auf 784.000 am Mittwoch.

"Nah an der Volllast"

Von letzteren kamen 696.000 automatisch und 88.000 über das manuelle Verfahren in die Rechner. Lindlar meinte, das sei bereits eine Quote von 80 bis 90 Prozent des "Alltagsaufkommens". Zirpel nannte eine Quote von 77 Prozent. Damit sei das System bereits "nahe an der Volllast".

Eine Meldung des Magazins Focus, wonach die Maut dem Bund bis Mittwoch bereits 23 Millionen Euro gebracht habe, wollte Zirpel nicht bestätigen. Die Größenordnung sei aber realistisch.

Der Spediteursverband BGL erklärte in Frankfurt am Main, er habe das Bundeskartellamt um kartellrechtliche Prüfung der neuen Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) von Toll Collect gebeten. Es geht dabei besonders um die Haftung des Mautbetreibers, die selbst bei grober Fahrlässigkeit je Nutzer auf 12.500 und je Schadenereignis auf 10 Millionen Euro beschränkt wird.

Tschechien kündigt Lkw-Maut für 2006 an

Das tschechische Verkehrsministerium teilte in Prag mit, dass es für 2006 ebenfalls die Einführung eines elektronischen Lkw-Mautsystems auf 970 Autobahnkilometern plane.

Welches System Tschechien einführen wird, war noch unklar. Für Einrichtung und Betrieb von 2007 bis 2015 veranschlagt das Ministerium umgerechnet 558 Millionen Euro. Die Einnahmen werden auf 1,54 Milliarden Euro geschätzt. Die Bundesregierung muss von den drei Milliarden Euro jährlicher Einnahmen 600 Millionen an die Betreiber abführen.

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