Maut-Start:Belastungstest bestanden

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Der Start der Lkw-Maut ist am Montag weitgehend reibungsfrei verlaufen. "Wir hatten mehr Probleme mit dem Wind", sagte ein Mauthelfer.

Ingrid Schink und Ibtissem Abdelli verleben einen ruhigen Sonntagsdienst. Am deutsch-niederländischen Autobahn-Grenzübergang bei Bad Bentheim sind die beiden Frauen als Mauthelferinnen für die Betreiberfirma Toll Collect im Einsatz.

Lkw-Fahrer vor einem Maut-Gebührenautomaten. (Foto: Foto: Reuters)

"Welche Schadstoffklasse?" "Wie viel Achsen hat ihr Fahrzeug?" Nur selten müssen sie auf arabisch oder türkisch, auf italienisch oder französisch diese Fragen stellen.

Die meisten Fahrer haben längst eine On Board Unit (OBU) einbauen lassen oder ihr Mautticket im Internet gebucht.

Leicht zu schulternde Pflichtübung

Der erste "Belastungstest" nach Ende des Sonntagsfahrverbots wird zur leicht zu schulternden Pflichtübung. Von Sonntagmittag an hatten in 24 Stunden gerade einmal rund 100 Lkw-Fahrer an einem der sieben Automaten in Bad Bentheim gebucht.

Auch an den anderen Grenzübergängen und an den Seehäfen bleibt es ruhig. "Wir hatten mehr Probleme mit dem Wind", sagt ein Mitarbeiter von Thorline.

"Nichts, gar nichts, überhaupt nichts", sagte ein Mitarbeiter des Polizei-Lagezentrums in Hannover am Montag auf die Frage nach Staus oder Behinderungen auf den Autobahnen.

Tröpfchenweise eintrudelnde Fahrer

Während sich die acht Mauthelfer von Toll Collect in ihrem Behelfscontainer am Rastplatz die Zeit vertreiben und den tröpfchenweise eintrudelnden Fahrern bereitwillig Unterstützung leisten, rauschen draußen auf der A 30 die Lastwagen von Holland nach Deutschland.

Haben sie im Voraus bezahlt, oder sind es Mautpreller? 75 Euro steht auf das Ignorieren des neuen, nach vielen Pannen und jahrelanger Verzögerung nun endlich einsatzbereiten Systems.

Rund 100 Euro kostet die längste denkbare Fahrt von Bad Bentheim quer durch Deutschland an den deutsch-österreichischen Grenzübergang Kiefersfelden. "Ich glaube schon, das der eine oder andere das versucht", sagt Toll Collect Teamleiter Ulrich Evers.

Ehrliche ...

Luciano Biagini ist einer von den ehrlichen Fernfahrern. "Kein Problem für mich", sagt der Halbitaliener aus den Niederlanden, nachdem er mit seiner Tankkarte die 45 Euro für die Fahrt mit seinem Fünfachser-Sattelzug nach Puttgarden bei Kiel gebucht hat.

"Aber für meinen Chef", fügt er augenzwinkernd hinzu. Er findet das neue deutsche System viel zu kompliziert. "Man muss zu viel drücken auf dem Computer", bemängelt der Fahrer. "In Österreich ist das viel besser." Dennoch wartet er brav, bis das Gerät die Quittung ausspuckt und startet mit seinem Laster in die Nacht.

Wären alle so wie Biagini, hätten auch die deutschen Spediteure kein Problem mit der Maut. Christoph Kösters, Hauptgeschäftsführer des Verbandes für das Verkehrsgewerbe in Westfalen-Lippe befürchtet, dass Mautpreller aus dem Ausland nicht hart genug verfolgt werden können und sich deshalb einen Wettbewerbsvorteil gegenüber inländischen Transporteuren verschaffen.

... und unehrliche Fernfahrer

"Was passiert, wenn einer nicht zahlt?", fragt er. "Wird er wirklich bis in die Ukraine oder nach Kasachstan verfolgt?" In den ersten Tagen der Maut waren bereits mehrere hundert Mautpreller bundesweit aufgefallen. Vielleicht hatten sie auch einfach nur die Mautstelle nicht gefunden. Auf niederländischem Gebiet weist kein Schild auf die Terminals am Rastplatz hin.

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