Mannesmann-Prozess:Zum Geburtstag viel Freud

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Bei den Millionenprämien für die Mannesmann-Manager sind am Donnerstag einige Ungereimtheiten an den Tag gekommen. Obwohl Ex-Vorstandschef Esser gar nicht für Prämienausschüttungen zuständig war, vergab er diese froh und munter - auf Geburtstags-Briefpapier.

Im Mannesmann-Konzern gab es schon früh erhebliche Bedenken gegen die Art und Weise, wie Millionenprämien an Vorstandsmitglieder und Manager ausgeschüttet wurden. Die für Vorstandsangelegenheiten zuständige Sachbearbeiterin, Helga Anne Schoeller, sagte am Donnerstag im Düsseldorfer Mannesmann-Prozess, das Protokoll des Aufsichtsratspräsidiums zu den Millionenprämien für Konzernchef Klaus Esser und den Aufsichtsratschef Joachim Funk habe überhaupt nicht dem üblichen Standard entsprochen.

Klaus Esser - ein Mann mit feinem Gespür für ungewöhnliche Prämienbriefe. (Foto: Foto: dpa)

Kein normales Protokoll

"Das war kein Protokoll, wie ich es kannte. Ich habe es zunächst überhaupt nicht als Beschlussprotokoll angesehen." Dies gelte formal aber auch inhaltlich, sagte die Sachbearbeiterin, die 25 Jahre fast alle Protokolle des Präsidiums vorbereitet hatte. Schon auf den ersten Blick sei ihr aufgefallen, dass sich Funk selbst eine Prämie von rund 4,5 Millionen Euro genehmigt habe und dass das nicht zulässig gewesen sei. Daraufhin habe sie einen Wirtschaftsprüfer der KPMG zu Rate gezogen.

Dies hatte offensichtlich Wirkung, wie ein zweiter Zeuge berichtete. Denn der bereits an die Deutsche Bank erteilte Überweisungsauftrag für die Esser-Prämie in Höhe von 15,9 Millionen Euro sei wegen Zweifeln an der Zulässigkeit des gesamten Beschlusses Hals über Kopf zurückgezogen worden, berichtete der für die Überweisung der Prämien zuständige Mannesmann-Mitarbeiter. Erst gut einen Monat später wurde das Geld dann doch noch angewiesen.

Kein Beschluss des Aufsichtsratspräsidiums

Doch auch bei den Millionenprämien für andere Vorstandsmitglieder lief offenbar einiges schief. Zunächst habe ihr kein Beschluss des Aufsichtsratspräsidiums für die Zahlungen an vier weitere Vorstandsmitglieder vorgelegen, sondern nur die von Funk und Esser unterschriebenen Anschreiben mit der Benachrichtigung über die Prämienzahlung, berichtete Frau Schoeller. Sie habe daraufhin dem mitangeklagten Personalvorstand Dietmar Droste gesagt, "dass man auf gar keinen Fall aufgrund dieses Briefes Geld zahlen kann".

Auch formal habe der Brief zahlreiche Ungereimtheiten aufgewiesen. So sei Esser für die Vergabe von Prämien an Vorstandskollegen nicht zuständig gewesen. Außerdem sei der Brief nicht - wie bei solchen Schreiben üblich - auf dem Briefbogen des Aufsichtsratsvorsitzenden geschrieben worden, sondern auf einem Blatt, dass sonst für Geburtstagsbriefe verwendet werde.

"Geschäftserfolg war nicht zu sehen"

Die Sachbearbeiterin betone, ihr sei es bei ihrer Kritik um die formale Seite gegangen. "Der Inhalt oder die Höhe der Beträge, da stand mir ein Nachdenken gar nicht zu." Allerdings habe sie sich daran gestoßen, dass den Vorständen in dem Prämienschreiben für ihre erfolgreiche Arbeit gedankt worden sei. "Ich habe begriffen, dass es ein Erfolg für die Aktionäre war, aber einen Geschäftserfolg habe ich darin nicht gesehen."

Esser muss sich vor dem Düsseldorfer Landgericht zusammen mit dem Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann, dem früheren Mannesmann-Aufsichtsratschef Funk, Ex-IG-Metall-Chef Klaus Zwickel und zwei weiteren Managern wegen des Vorwurfs der "gemeinschaftlichen Untreue in einem besonders schweren Fall" beziehungsweise Beihilfe dazu verantworten. Sie sollen die 180 Milliarden Euro teure Übernahme von Mannesmann durch den Mobilfunkriesen Vodafone Anfang 2000 benutzt haben, um Managern und Ex-Vorständen des Unternehmens ungerechtfertigte Abfindungen in Höhe von fast 60 Millionen Euro zuzuschieben.

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