Mannesmann-Prozess:Zeuge: Esser bekam 16 Millionen Euro aus Mitleid

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Der Vertreter des Hauptaktionärs von Mannesmann, Canning Fok, habe Essers Situation nach der Übernahme bedauert und sich betroffen gezeigt, sagte ein ehemaliger Mitarbeiter des Konzerns.

Der Vertreter des Hauptaktionärs von Mannesmann, Canning Fok, habe Essers Situation nach der Übernahme bedauert und sich betroffen gezeigt, sagte der ehemalige Mitarbeiter im Abwehrteam des Mannesmann-Konzerns vor dem Düsseldorfer Landgericht.

Der Chinese habe bei einem Mittagessen am 2. Febraur 2000 angekündigt, "sich um Esser zu kümmern". Wenige Stunden später soll der Hutchison Whampoa-Vertreter auf den Vorstandschef zugegangen sein und ihm die "Anerkennungsprämie" offeriert haben.

Der ehemalige Mannesmann-Mitarbeiter - der ebenfalls eine Prämie erhalten hat - stützte damit die Version Essers, die Prämie als Anerkennung für seine Verdienste erhalten zu haben.

Sperrklausel umgangen

Ein Investmentbanker hatte im Zeugenstand berichtet, Fok habe Esser die Prämie im entscheidenden Verhandlungsmoment angeboten, um der Übernahme zum Durchbruch zu verhelfen. Nur durch die Übernahme konnte Hutchison Whampoa eine Sperrklausel umgehen und durch den Verkauf eines großen Aktienpakets einen geschätzten Gewinn von mehreren Milliarden Euro erzielen.

Unterdessen bestätigte Esser am Donnerstag, dass Mannesmann bereits früher Ziel von Übernahmeversuchen geworden war. Ende der 80er Jahre habe Thyssen versucht, den Industriekonzern zu übernehmen. Mitte der 90er Jahre habe ein "deutscher Mischkonzern" an einem Übernahme-Angebot gearbeitet. Bereits seit den Plänen von Thyssen Ende der 80er Jahre sei das "Projekt Friedland" gegründet worden.

Dabei sei es zunächst vor allen darum gegangen, die ersten 24 Stunden nach einem Übernahmeangebot zu planen. Die meisten Übernahmepläne würden nie bekannt, sagte Esser. Zuletzt hätten 35 eigene Mitarbeiter und weitere externe Berater dem Team angehört.

Beiträge geflossen

Bei dem spektakulären Wirtschaftsstrafprozess geht es um Abfindungen in Höhe von 57 Millionen Euro. Die Beträge waren bei der Übernahme des Düsseldorfer Traditionskonzerns Mannesmann durch den britischen Mobilfunkriesen Vodafone vor vier Jahren geflossen.

Es war mit 180 Milliarden Euro die teuerste Übernahme der Welt. Die Staatsanwaltschaft wirft den sechs Angeklagten - darunter auch Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann - vor, sich bewusst über das Aktienrecht hinweg gesetzt und damit einen "Vermögensverlust großen Ausmaßes" verursacht zu haben.

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