Mannesmann-Prozess:Verteidigung räumt Fehler ein

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Essers Anwalt hat die Unschuld seines Mandanten bekräftigt, aber auch eingeräumt, dass die geplante Selbstbegünstigung von Aufsichtsrats-Chef Funk "ein Fehler" gewesen sei. Nach den letzten Verteidigerplädoyers können die Angeklagten selbst das Wort ergreifen.

Im Mannesmann-Prozess haben die Verteidiger von Ex-Vorstandschef Klaus Esser in ihrem Schlussvortrag dessen Unschuld bekräftigt.

Ginge es nach der Staatsanwaltschaft, müsste Esser für zweieinhalb Jahre ins Gefängnis. Foto: dpa (Foto: N/A)

Essers Anerkennungsprämie von 15 Millionen Euro sei "aktienrechtlich und ökonomisch einwandfrei" gewesen, sagte Anwalt Sven Thomas am Mittwoch im Düsseldorfer Landgericht.

Der Kampf für die Aktionäre und gegen die feindliche Übernahme habe Esser seine Karriere gekostet. Die Prämie sei angesichts des wirtschaftlichen Erfolgs nur angemessen und fair gewesen.

Keine Bedenken bei den Arbeitnehmern

"Bei jeder Vergütung fließt Geld. Aber nicht jede Vergütung ist deswegen eine rechtswidrige Bereicherung", sagte Thomas. Das Aufsichtsrats-Präsidium habe sachgerecht gehandelt und seinen Ermessens-Spielraum objektiv und subjektiv eingehalten.

Nicht einmal die Arbeitnehmer-Vertreter im Aufsichtsrat hätten Bedenken gegen die Prämien angemeldet. Zudem sei Esser für die Prämien-Entscheidungen weder zuständig noch verantwortlich gewesen.

Thomas räumte ein, dass die geplante Selbstbegünstigung von Aufsichtsrats-Chef Joachim Funk "ein Fehler" gewesen sei.

Das Vorhaben sei aber nach den Warnungen der Wirtschaftsprüfer gestoppt worden. Dann sei ein neuer Beschluss ohne Mitwirkung Funks gefasst worden.

An den Haaren herbeigezogene Vorwürfe

Dennoch habe sich die Staatsanwaltschaft Jahre lang mit falschen und an den Haaren herbeigezogenen Vorwürfen auf Esser fixiert und dessen Persönlichkeitsrechte verletzt.

Alle Vorwürfe, die in der Behauptung der Käuflichkeit gipfelten, seien in den sechs Monaten des Prozesses widerlegt worden.

Nach dem Ende der Plädoyers sollten am Mittwoch noch die sechs Angeklagten das letzte Wort haben. Die Strafkammer will ihr Urteil am Donnerstag kommender Woche verkünden.

In dem spektakulären Strafprozess um umstrittene Prämien und Pensionsabfindungen sind außer Esser und Funk auch Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann sowie der ehemalige IG-Metall-Chef Klaus Zwickel angeklagt.

Die Staatsanwaltschaftschaft hatte Haftstrafen zwischen einem Jahr und drei Jahren zum Teil auf Bewährung beantragt.

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