Mannesmann-Prozess:"Ich halte das für eine Sauerei"

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SPD-Fraktionsvize Müller hat sich ausgesprochen erbost über den zu erwartenden Freispruch für die Angeklagten geäußert. Währenddessen läuft der Prozess weiter: die Verteidigung will nun auf ein schnelles Ende drängen, die Staatsanwaltschaft neue Beweise präsentieren.

Nach dem Etappensieg der Angeklagten im Düsseldorfer Mannesmann-Prozess drängen die Verteidiger auf ein schnelles Ende des Verfahrens. Die Staatsanwaltschaft habe es nun in der Hand, die Hauptverhandlung zu beschleunigen, er hoffe auf einen raschen Abschluss, sagte der Verteidiger von Ex-Mannesmann-Chef Klaus Esser, Sven Thomas, am Donnerstag. Die Verteidigung von Deutsche Bank-Chef Josef Ackermann kündigte für den kommenden Donnerstag eine Erklärung an.

Erbost: Der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der SPD, Michael Müller. (Foto: Foto: ddp)

Müller: "Sauerei"

SPD-Fraktionsvize Michael Müller allerdings hat das Gericht eindringlich vor einem Freispruch gewarnt. "Wenn die Angeklagten tatsächlich freigesprochen werden, halte ich das für eine Sauerei", sagte Müller der Berliner Zeitung. "Da muss man sich doch an den Kopf fassen."

Die Angeklagten hätten laut Müller einen "immensen Schaden" angerichtet. Sie hätten nicht nur dazu beigetragen, den Traditionskonzern Mannesmann zu beseitigen, sondern auch die Kluft innerhalb der Bevölkerung zu vergrößern, sagte Müller. "Die Menschen sagen doch jetzt, die Kleinen hängt man, die Großen machen das Victory-Zeichen", sagte Müller in Anspielung auf den ersten Auftritt von Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann vor Gericht.

Schutzgemeinschaften zwiespältig

Überrascht von der am Mittwoch gezogenen Zwischenbilanz, nach der die Vorsitzende Richterin Brigitte Koppenhöfer bislang keine Grundlage für eine strafrechtliche Verurteilung der sechs Angeklagten sieht, zeigte sich auch Reinhild Keitel von der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK). "Ich kann das nach diesem Prozessverlauf nicht nachvollziehen. Das ist kein gutes Ergebnis", sagte SdK-Vorstand Keitel. Es sei unverständlich, dass "klare Verstöße gegen das geltende Recht nun offensichtlich ungesühnt bleiben".

Dagegen zeigte sich der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz, Ulrich Hocker, zuversichtlich: "Ich gehe davon aus, dass dieses Verfahren eine erzieherische Wirkung hatte. Man wird sich in Zukunft noch genauer überlegen, ob Deutschland ein Land ist, in dem so hohe Prämien gezahlt werden können."

Staatsanwalt will sich neuordnen

Unterdessen zeigte sich die Staatsanwaltschaft von der Zwischenbilanz des Gerichts zu Gunsten der Angeklagten überrascht. Die Ankläger wollen neue Beweisanträge stellen, nachdem die Strafkammer am Mittwoch klar gemacht hatte, dass es nach dem bisherigen Stand des Verfahrens auf Freisprüche für die Angeklagten hinauslaufe.

© sueddeutsche.de/AFP/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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