Managergehälter:Zypries droht mit der Gesetzeskeule

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Die Debatte über astronomische Managementgehälter wird immer hitziger. Zur Korrektur allzu großer Auswüchse könnte nach Meinung von Justizministerin Zypris auch gesetzlich verordnete Transparenz helfen. Arbeitgeber-Chef Rogowski hält das für eine "Schnapsidee".

Angesichts immer neuer Sparforderungen aus den Führungsetagen der Industrie an die einfachen Arbeitnehmer sind nun die Millionen-Gehälter der Wirtschaftsbosse ins Kreuzfeuer der öffentlichen Kritik geraten.

Der frühere SPD-Chef Hans-Jochen Vogel forderte eine Obergrenze der Bezüge. Bundesjustizministerin Brigitte Zypries wollte am Mittwoch einen Gesetzentwurf zum Thema Managergehälter nicht ausschließen. BDI-Präsident Michael Rogowski lehnte staatliche Eingriffe ab und bezeichnete Überlegungen, die Höhe der Gehälter gesetzlich zu regeln, als "Schnapsidee".

In der Berliner Zeitung schlug Vogel vor, die Bezüge von Vorstandsmitgliedern beim 100-fachen Facharbeiterlohn zu begrenzen. In der Vergangenheit habe ein Vorstandsvorsitzender in der Regel das 20- oder 30-fache eines Facharbeiters verdient. Dass nun teils das 200- bis 370-fache bezahlt werde, sei maßlos und bedürfe der Korrektur, wurde Vogel zitiert. Er forderte zudem, Managerbezüge offen zu legen.

Selbstregulierung durch Transparenz

Eine Sprecherin von Bundesjustizministerin Zypries sagte in Berlin, man könne darüber nachdenken, "dass man bestimmte Gehaltsentwicklungen an bestimmte Indikatoren knüpft". Ziel von Zypries sei es aber, über die Offenlegung von Vorstandsgehältern die Selbstregulierungskräfte der Wirtschaft wirken zu lassen. Dennoch könne aber auch ein Gesetzentwurf nicht ausgeschlossen werden. Die Ministerin werde sich das nächste Berichtsjahr anschauen. Es gehe aber nicht um einen "staatlich verordneten Höchstlohn", betonte die Sprecherin. Das sei schon verfassungsrechtlich nicht denkbar.

Der ehemalige Chef von Daimler-Benz, Edzard Reuter, bezeichnete im Deutschlandfunk die Millionengehälter als "ethisch überhaupt nicht begründbar". In den vergangenen Jahren habe sich Mancher "einfach der menschlichen Gier" hingegeben. Diese Fehler seien nun nicht zu reparieren, auch nicht durch "irgendwelche für Schaufenster gemachte kleine Nachgiebigkeiten", sagte er.

Der bayerische IG-Metall-Vorsitzende Werner Neugebauer bezeichnete das Angebot verschiedener Topmanager, aus Solidarität mit den Einsparmaßnahmen auf einen Teil ihres Einkommens zu verzichten, im Bayerischen Rundfunk als "Lachnummer". "Da kommen mir die Tränen", sagte er. Wenn ein Arbeitnehmer bei DaimlerChrysler 700 Euro im Monat verliere, komme er langsam an die Grenze, wo er seine Familie ernähren könne. "Wenn Herr Schrempp statt 7,7 Millionen 6,8 Millionen kriegt, liegt er ein bisschen oberhalb der Sozialhilfe."

BDI-Chef Rogowski sprach sich für Transparenz und die Offenlegung von Managergehältern aus. Er sei allerdings dagegen, die Höhe individuell - also von einzelnen Mitgliedern einer Unternehmensleitung - preis zu geben.

"Guter symbolischer Akt"

Der BDI-Präsident verwies darauf, dass die Managerbezüge in Deutschland im internationalen Vergleich "keineswegs im oberen Bereich liegen, wohl aber die Löhne und Gehälter" der Arbeitnehmer und Angestellten. Die Zugeständnisse der Vorstandsmitglieder bei DaimlerChrysler begrüßte Rogowski als "guten symbolischen Akt".

Unterdessen kündigte nach DaimlerChrysler auch die Volkswagen-Konzernführung an, bei den geplanten Millionen-Einschnitten beim Personal auch die Topmanager nicht zu schonen. Es gehe aber "nicht um individuelle Gehaltskürzungen, sondern um eine generelle Senkung der Personalkosten um 30 Prozent bis 2011", erklärte VW-Sprecher Stefan Ohletz am Dienstag.

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