Managergehälter:Wer viel verdient bekommt noch mehr

Lesezeit: 2 min

In Tarifverhandlungen predigen sie Verzicht - dabei kassieren sie selbst am kräftigsten: Deutschlands Spitzenmanager konnten ihre Gehaltszulagen erneut steigern.

Die Gehaltsschere zwischen Höchst- und Normalverdienern geht weiter auseinander. Knapp 40 Prozent der Spitzenverdiener mit einem Jahreseinkommen von mehr als 200.000 Euro erhielten im vergangenen Jahr "signifikant" gestiegene Sonderzahlungen, wie eine Umfrage der Personalberatung Lachner Aden Beyer & Company (LAB) unter tausend Managern ergab.

Deutschlands teuerster Arbeitnehmer: Das Gehalt von Porsche-Chef Wendelin Wiedeking liegt Schätzungen zufolge bei fast 70 Millionen Euro. (Foto: Foto: AP)

Im abgelaufenen Geschäftsjahr erhielten der Umfrage zufolge die Hälfte aller Manager höhere Bonuszahlungen als im Vorjahr. Jeder Fünfte bekam demnach einen Zuschlag von mehr als 20 Prozent. Für die Bonusstudie befragte LAB im April 1003 Führungskräfte, von denen 61 Prozent mehr als 100.000 Euro im Jahr und 13 Prozent mehr als 200.000 Euro im Jahr verdienten.

Europäische Debatte

Dabei fielen die Bonuszahlungen um so höher aus, je höher das Grundeinkommen des Beschäftigten lag. Bei fast zwei Dritteln der Spitzenverdiener mit einem Jahresgehalt von über 200.000 Euro stieg der Bonus im vergangenen Jahr, bei 39 Prozent von ihnen sogar um mehr als ein Fünftel. Unter den Führungskräften mit einem Gehalt von weniger als 100.000 Euro im Jahr erhielten nur knapp 15 Prozent einen derartig erhöhten Zuschlag.

Damit erhält die Diskussion um die angemessene Höhe von Managergehältern neue Nahrung. Erst vergangene Woche hatte der luxemburgische Finanzminister und Regierungschef Jean-Claude Juncker staatliches Eingreifen gefordert : "Wir untersuchen mögliche steuerliche Instrumente, um exzessiv hohe Abfindungen zu verhindern." Juncker leitet die Gruppe der europäischen Finanzminister.

Ähnliche Äußerungen kamen auch vom österreichischen Finanzminister Wilhelm Molterer. Der will die Steuerfreiheit von Aktienoptionen kippen. "Ich hinterfrage, ob stock options das richtige System der Einkommensbildung im Managementbereich sind."

Kommerzialisierung der Toppositionen

Erklären lassen sich die hohen Sonderzahlungen bei den Topverdienern mit dem Wettbewerb um die besten Führungspersonen. Dort säßen Arbeitnehmer "eindeutig am längeren Hebel", so LAB-Geschäftsführer Klaus Aden. Das zeige sich sogar bei Unternehmen mit gesunkenen Gewinnen: In einem Viertel dieser Firmen konnten die Manager 2007 höhere Sonderleistungen durchsetzen.

Bei jedem Wechsel steigt das Gehalt, da sich die Verhandlungsposition verbessert. "Es gibt eine immer stärkere Kommerzialisierung der Toppositionen", sagte Aden. "Die Manager sind heute viel mehr auch Unternehmer in eigener Sache." Die Nachfrage nach guten Managern ist höher als das Angebot. Die besten Kräfte, die ohnehin schon viel verdienen, können in Gehaltsverhandlungen mit Angeboten anderer Arbeitgeber auftrumpfen - die Boni steigen.

Ein auffälliger Trend ist außerdem der steigende Anteil variabler Vergütungen am Gesamtgehalt. "Sie sind schon ab 200.000 Euro Einkommen absolut üblich", sagt Aden. Deutsche Unternehmen orientierten sich offenbar immer stärker an amerikanischen Vergütungssystemen. Einfluss auf die Höhe der Zulagen hat auch die Branche, in der ein Manager tätig ist. Besonders Unternehmensberater und IT-Experten haben dabei Grund zur Freude. Schlusslicht sind die Finanzdienstleister, hier stiegen nur bei 48 Prozent die Sonderzahlungen, bei 13 Prozent sanken sie sogar.

© sueddeutsche.de/afp/jkf/jkr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: