Managergehälter:Teure Spitzenkräfte

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Die Gehälter von Dax-Vorständen sind in 20 Jahren um 650 Prozent gestiegen. Andere Manager müssen sich mit deutlich geringeren Lohnsteigerungen zufrieden geben.

Hannah Meinzer

Nicht nur in der Politik sorgt die Entwicklung der Managergehälter für hitzige Debatten. Die SPD will sie begrenzen, die CDU lehnt dies mit dem Hinweis ab, Löhne und Gehälter seien allein Sache der Unternehmen. Neuen Zündstoff in der Diskussion um die angemessene Bezahlung von Managern liefert nun eine Studie der Unternehmensberatung Kienbaum.

Große Unterschiede: Dax-Vorstände (blaue Kurve) kommen auf ein Jahresgehalt von 3,33 Millionen Euro, Geschäftsführer von nicht börsennotierten Unternehmen (violett), Leitende Angestellte (grün) und einfache Angestellte (gelb) kommen deutlich schlechter weg. (Foto: Foto: SZ-Grafik)

Die Forscher kommen in ihrer Langzeitauswertung zu dem Ergebnis, dass die Gehälter der Vorstände der großen börsennotierten Dax-Unternehmen in den vergangenen 20 Jahren seit der Einführung des Deutschen Aktienindex um 650 Prozent gestiegen sind. Demnach verdiente ein Dax-Vorstand im Jahr 1987 im Durchschnitt 445.800 Euro, 2007 waren es bereits 3,3 Millionen Euro. Das entspricht einer Versiebenfachung der Einkommen.

Die starken Gehaltssteigerungen begründet Kienbaum mit der Umstellung auf variable Vergütungsbestandteile, "die zum Teil an den Aktienkurs des Unternehmens gekoppelt sind", wie Alexander von Preen, Geschäftsführer der Managementberatung Kienbaum, erläutert. Ende der 80er Jahre hatte das Fixgehalt noch einen Anteil von 70 bis 100 Prozent der gesamten Entlohnung der Manager. Heute liege der Anteil laut Preen im Durchschnitt nur noch bei rund 30 Prozent.

So gab es denn auch in den Jahren nach besonders guten Aktienkursentwicklungen die höchsten Gehaltssteigerungen für die Manager der Dax-Konzerne. Etwa im Jahr 2000, dem Höhepunkt der New-Economy-Blase, mit einem Plus von 42 Prozent oder im Jahr 2005 mit einem Plus von 37,8 Prozent.

37 Prozent für Angestellte

Weniger deutlich fiel der Zuwachs bei den Geschäftsführern nicht börsennotierter Unternehmen aus. Die Gehälter stiegen hier seit 1987 von durchschnittlich 132.000 Euro auf 268.000 Euro, verdoppelten sich also lediglich. Die Einkommen anderer Leitender Angestellter stiegen in diesem Zeitraum um 80 Prozent auf 111.000 Euro.

Extreme Gehaltssteigerungen von mehreren 100 Prozent sind also nur bei Dax-Vorständen zu beobachten. Preen erklärt das mit der höheren Verantwortung. "Manager in diesen Unternehmen führen häufig wesentlich mehr Mitarbeiter, verantworten größere Etats und arbeiten international".

Die Lohnentwicklung von Arbeitern und Angestellten verlief in dieser Zeit noch deutlich flacher. Seit 1991 sind die Löhne zwar um rund 37 Prozent gestiegen. "Ein Großteil dieses Wachstums ist jedoch auf die Lohnanpassung von Ostdeutschland an Westdeutschland in den ersten zwei Jahren nach der Wiedervereinigung zurückzuführen", erklärt Hermann Gartner, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in Nürnberg.

Hohe Nachfrage nach guten Managern

Deutlicher werde der Unterschied, wenn man sich die Entwicklung der letzten zehn Jahre anschaue: Nur um gut ein Prozent seien die Gehälter im Durchschnitt gestiegen. "Wir können schon seit längerem beobachten, dass eine kleine Gruppe von Hochqualifizierten immer höhere Löhne erhält, während sich der Gesamtmarkt eher moderat entwickelt, und das nicht nur in Deutschland. Die zunehmende Ungleichheit in der Lohnentwicklung ist auch eine Folge des technischen Fortschritts", so Gartner.

Einen weiteren Grund nennt die Personalberatung Lachner Aden Beyer & Company, die kürzlich eine Umfrage zu Bonuszahlungen unter 1003 Managern geführt hat. Sie spricht von der "Kommerzialisierung der Top-Positionen". Die Nachfrage nach guten Managern sei höher als das Angebot. Die besten Kräfte könnten in Gehaltsverhandlungen mit Angeboten anderer Arbeitgeber auftrumpfen.

Derweil will sich Deutschlands Wirtschaftselite nicht länger für ihre Bezüge rechtfertigen und wehrt sich. Zwölf Spitzenverdiener hatten vor kurzem im Wirtschaftsmagazin Capital die Höhe ihrer Steuerzahlungen offen gelegt. Darunter waren unter anderem Götz Werner, Inhaber der Drogeriekette dm, Adidas-Chef Herbert Hainer sowie VW-Chef Martin Winterkorn. Nicht alle sind so offen: Capital hatte die Anfrage an 80 Großverdiener gerichtet, zwölf hatten geantwortet.

© SZ vom 01.07.2008/tob - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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