Managergehälter:Kultur der Maßlosigkeit

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Der Staat kann das Problem hoher Managergehälter nur lindern, trotzdem muss er die Maßlosigkeit eindämmen. Denn was in der Führung beginnt, setzt sich unten fort - mit fatalen Folgen.

D. Kuhr

Für Deutschlands Manager wird es offenbar ernst. Jahrelang standen ihre astronomischen Gehälter in der Kritik, sie schienen die Gesellschaft zu spalten. Jetzt will die Bundesregierung das Problem tatsächlich angehen. Die Voraussetzungen könnten kaum besser sein. Angesichts der Finanzkrise sind Manager derzeit in der Defensive. Nie brauchten sie den Staat mehr als heute.

Geld und Gier: Der Staat kann gegen die Maßlosigkeit von Managern nicht wirkungsvoll vorgehen. (Foto: Foto: AP)

Den Plänen, ihre Bezüge zu regeln, haben sie wenig Handfestes entgegenzusetzen. Diese Stimmung wollen Union und SPD nutzen und vielleicht schon Anfang 2009 ein Gesetz auf den Weg bringen. Zwar verhandeln sie noch, doch die grobe Richtung ist bereits bekannt. Das Gesetz wird das Problem lindern, aber nicht beheben - denn das können die Manager nur selbst.

Der Staat hat ohnehin nur begrenzte Handhabe. In unserer Wirtschaftsordnung ist es immer noch Sache der Eigentümer einer Firma, wie viel sie ihren Führungskräften zahlen wollen. Wenn das Unternehmen nicht gerade staatliche Hilfe in Anspruch nimmt - wie beim Rettungspaket für die Finanzbranche, das den hilfesuchenden Managern maximal 500.000 Euro pro Jahr zubilligt - dann gibt es keinen Grund, der einen Einfluss des Gesetzgebers auf die Höhe des Gehalts rechtfertigen würde. Zu Recht beschränken sich die Vorschläge aus der Politik daher auf kleinere Eingriffe.

Ein Locher für Zuhause

So soll der Staat Vorgaben bei Bonuszahlungen und Abfindungen machen können, ohne dass er sie gleich der Höhe nach begrenzt. Auch soll das Verfahren transparenter werden, nach dem ein Unternehmen die Bezüge für seine Vorstände findet. Das macht Manager noch nicht arm, es werden allenfalls ein paar Millionen weniger fließen. Aber das Gesetz kann das Bewusstsein schärfen, dass etwas aus dem Ruder gelaufen ist. Die größte Verantwortung liegt ohnehin bei den Managern selbst: Sie müssen erkennen, dass maßlose Gehälter in der Führungsspitze dem ganzen Konzern schaden.

Ein Angestellter, dessen Vorstandschef einen zweistelligen Millionenbetrag im Jahr verdient, bekommt nicht gerade das Gefühl vermittelt, dass es auf jeden Cent ankommt. Im Gegenteil: "Wir ham's ja", ist wohl eher der Eindruck, der bei ihm entsteht. Und das hat Folgen: Es wird sich bei seinen Spesenabrechnungen genauso auswirken wie bei der Wahl des Hotels auf Dienstreisen, seinen Fahrtkosten oder der Weihnachtsfeier.

Manchmal wird bei einzelnen Angestellten auch das Gefühl dafür verschwimmen, was im Wirtschaftsleben noch erlaubt ist und was nicht. Warum soll man nicht mal eben diesen schicken Locher für daheim mitnehmen, wo es dem Konzern doch offensichtlich so gut geht? Oder warum soll man sich eigentlich nicht ein wenig schmieren lassen?

Maßlosigkeit an der Spitze setzt sich zwangsläufig nach unten fort. Sie wird Teil der Unternehmenskultur. Wenn sich diese Erkenntnis bei Managern durchsetzt, erst dann besteht tatsächlich Hoffnung auf ein Ende der Exzesse.

© SZ vom 14.11.2008/tob - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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