Managergehälter:Die Chefs mauern

Lesezeit: 1 min

Der Aufschrei über die geplante zwangsweise Offenlegung der Manager-Gehälter wird immer schriller. BMW-Chef Panke hält sich für diffamiert und beschwört sogar Gefahren für den Standort Deutschland. Der Vorstandsvorsitzende der Münchener Rück, Nikolaus von Bomhard, hat Angst vor Entführungen.

BMW-Chef Helmut Panke hält die geplante Offenlegung der individuellen Vorstandsbezüge für schädlich für den Standort Deutschland. "Letztlich ist die aktuelle Diskussion um die individualisierte Ausweisung der Vorstandsgehälter schädlich für den Standort Deutschland - Unternehmen und Manager werden an den Pranger gestellt", sagte Panke der Berliner Zeitung.

"Wegen einer vielleicht vorhandenen kleinen Zahl von schwarzen Schafen werden Tausende von sehr redlichen Vorstandsmitgliedern deutscher Unternehmen diffamiert. Für ein gesundes Wirtschaftsklima in Deutschland brauchen wir nicht nur sinnvolle gesetzliche und steuerliche Rahmenbedingungen, sondern auch ein konstruktives gesellschaftspolitisches Klima." sagte Panke.

"Die Grundzüge der Vergütung unseres Vorstandes werden unter anderem im Geschäftsbericht erläutert. Hier wird die Gesamtvergütung, aufgeteilt nach festen und erfolgsabhängigen Bestandteilen, veröffentlicht", fuhr der BMW-Chef fort.

"Nur ein Ablenkungsmanöver"

Das genüge: "Wir sind davon überzeugt, dass dieser Grad der Transparenz ausreicht und glauben nicht, dass es für irgendeine Gruppe, seien es Aktionäre, Politik oder Gesamtöffentlichkeit einen Mehrwert brächte, wenn wir die Bezüge der Vorstandsmitglieder individuell ausweisen würden - wir sind ja auch als Vorstand insgesamt verantwortlich. Ich habe den Verdacht, dass diese Debatte nur von den wahren Problemen ablenken soll."

Auch die Münchener Rückversicherung kritisierte die geplante Pflicht zur Veröffentlichung aller Vorstandsgehälter scharf. Das von Bundesjustizministerin Brigitte Zypries entworfene Gesetz verletze Datenschutz- und Persönlichkeitsrechte und sei "verfassungsrechtlich bedenklich", sagte Vorstandschef Nikolaus von Bomhard bereits am Dienstag in München.

Die ganze Diskussion sei "extrem unsachlich", sagte Bomhard und zeigte sich verwundert, welche Themen die Bundesregierung angesichts von 5,2 Millionen Arbeitslosen für vordringlich halte.

Weder die Aktionäre noch die Investoren interessierten sich dafür, welches Vorstandsmitglied wie viel genau verdiene. Außerdem könne die Veröffentlichung Verbrecher ermutigen. "Wenn sie ihre Kinder auf der Straße haben und jedes halbe Jahr ihre Gehälter veröffentlicht werden", könnten einige Personen auf dumme Ideen kommen - "Stichwort Entführungen", sagte Bomhard.

18,2 Millionen Euro für zehn Vorstände

Die Gesamtbezüge der zehn Vorstandsmitglieder der Münchener Rück stiegen im vergangenen Jahr auf 18,2 Millionen Euro. Zwei Drittel davon waren variable Bezüge.

Bomhard sagte, vor einer Einzel-Veröffentlichung werde jeder Konzern die Vorstandsgehälter angleichen, weil kein Chef seine Zeit mit Diskussionen darüber zubringen wolle, warum dieser Manager mehr und jener weniger verdiene. Eine Verfassungsklage seines Unternehmens schloss Bomhard praktisch aus: Die Münchener Rück wolle ihre Zeit besser nutzen.

© sueddeutsche.de/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: