Mamma Mia:Italiener können "Teuro"-Ärger nicht mehr unterdrücken

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Der Euro gilt bald zwei Jahre, und so lange haben die italienischen Konsumenten den Ärger über die in die Höhe geschnellten Preise in sich hineingefressen. Doch jetzt bricht die Wut aus ihnen heraus - einmal mehr wird im Stiefelstaat landesweit gestreikt.

Von Giovanni Facchini

Während etwa in Deutschland die "Teuro"-Debatte schon bald nach der Euro-Einführung auf Hochtouren lief und mittlerweile abgeflaut ist, gehen in Italien die Proteste erst so richtig los. Als Protestform haben die Verbraucherverbände zu einem in Italien altbewährten Mittel gegriffen: dem Streik.

Von Nord- bis Süditalien waren die Menschen am Dienstag aufgerufen, kein Geld auszugeben. Mit Erfolg, wie die Organisatoren meinen. "Jeder zweite Italiener hat am Käuferstreik teilgenommen", jubelten die Verbraucherverbände, die zuvor schon zwei Mal zu Käuferstreiks aufgerufen hatten, ohne jedoch großen Anklang zu finden.

Nach Medienberichten schlossen sich vor allem Hausfrauen, die schon lange über die in die Höhe geschnellten Preise genervt sind, dem Protest an. Bekleidungs- und Schuhgeschäfte seien am stärksten betroffen gewesen, hieß es. Auch Restaurants seien gemieden worden.

"Die Konsumenten haben es satt"

In Neapel gingen deutlich weniger Menschen als sonst zur Bank, um gegen die stark gestiegenen Bankgebühren zu protestieren. In vielen Städten gab es zudem Protestkundgebungen. "Die Konsumenten haben es satt", stand auf Transparenten zu lesen.

Der Streik sei ein Flop gewesen, behaupteten hingegen die Händlerverbände. Als Beispiel wurde angeführt, dass kaum jemand auf den morgendlichen Barbesuch verzichtet habe. "Doch der Kaffee bleibt ein heiliger Ritus, der auch in Krisenzeiten nicht angetastet werden darf", befand die Zeitung "La Repubblica".

Da unabhängige Angaben zur Beteiligung am Käuferstreik nicht vorlagen, stand einem "Zahlenkrieg" Tür und Tor offen. Doch allein schon die Bedeutung, die dem Käuferstreik in den Medien eingeräumt wurde, machte den Protest zu einem Erfolg. Viele sahen auch einen klaren politischen Aspekt. Vom bisher größten Protest gegen die Regierung von Ministerpräsident Silvio Berlusconi sprach gar die Zeitung "La Stampa".

Die Regierung hat sich bisher um die Preiserhöhungen seit der Euro-Einführung nicht sonderlich gekümmert. Laut den offiziellen Statistiken halten sich diese schließlich in Grenzen. Im August lag die jährliche Teuerungsrate bei amtlichen 2,8 Prozent.

Kaufkraftverlust

Doch die Verbraucherverbände behaupten, die offiziellen Zahlen seien falsch und spiegelten die Realität nicht wider. In Wahrheit sei die Inflationsrate zumindest doppelt so hoch, sagen sie. Jede Familie habe durch die Preiserhöhungen einen jährlichen Kaufkraftverlust von durchschnittlich 2.600 Euro erlitten, rechnen sie vor.

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