Märkte:Die Rückversicherer sind in Sorge

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Sie machen Milliardengewinne - es sieht so aus, als ob es der Rückversicherungsbranche gut geht. Doch in Wirklichkeit gibt es Probleme. Möglicherweise geht es schon bald bergab.

Von Patrick Hagen

Die Zahlen täuschen. In diesen Tagen präsentieren die Rückversicherer wieder Milliardengewinne. Die hohen Profite spiegeln allerdings nicht die tatsächliche Stimmung in der Branche wider. Munich Re, Swiss Re, Hannover Rück und andere, die Versicherern Großrisiken abnehmen, befinden sich in einer schwierigen Lage. Die hohen Gewinne könnten bald der Vergangenheit angehören. "Die Erträge werden zurückgehen, dann wird der Schmerz spürbar werden", sagte Torsten Jeworrek, Vorstandsmitglied bei der Munich Re, auf dem Rückversicherungstag der Süddeutschen Zeitung in München.

Die Probleme sind vielfältig: Alternative Kapitalgeber, vor allem Pensionsfonds und Hedgefonds, haben den Markt für sich entdeckt und machen den traditionellen Anbietern Konkurrenz. Dazu kommt, dass die Nachfrage der Versicherer nach Rückdeckungen kleiner geworden. Zuletzt machen es die Niedrigzinsen den Unternehmen schwer, mit ihren Kapitalanlagen Geld zu verdienen.

In den vergangenen Jahren haben diese Probleme die Rückversicherer nicht daran gehindert, hohe Gewinne zu machen. Das hatte vor allem einen Grund: Glück. Die Branche musste nur wenig für Naturkatastrophenschäden zahlen. Zusammen mit der Auflösung von Reserven ermöglichte das gute Ergebnisse. Das kann sich schnell ändern. Ein schwerer Hurrikan, der auf die Küste Floridas trifft, könnte die Branche 150 Milliarden Dollar kosten, rechnet Tad Montross vor, Chef des US-Rückversicherers Gen Re. Auch Amer Ahmed, als Chef der Allianz Re für die Rückversicherung der Allianz verantwortlich, warnte davor, sich auf das Glück zu verlassen. "Es gibt keinen Grund, stolz darauf zu sein, in Jahren wie 2014 oder 2015 Gewinn zu machen."

Die Branche reagiert mit vermehrten Fusionen und Zukäufen auf die schwierige Situation. Christian Mumenthaler, zukünftiger Chef der weltweiten Nummer Zwei Swiss Re, erwartet, dass sich die Übernahmewelle fortsetzen wird. Die Vergangenheit habe aber gezeigt, dass sich nicht alle Deals wirklich lohnen: "Skepsis ist angebracht."

© SZ vom 16.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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