Machtworte:Piëch schaltet sich in die VW-Affäre ein

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Erstmals seit Beginn der Korruptionsaffäre hat sich der einflussreiche Aufsichtsratsvorsitzende des Konzerns, Ferdinand Piech, ausführlich zu Wort gemeldet.

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Er wolle die Aufklärung der Korruptionsaffäre, die Europas größten Autobauer erschüttert, nun persönlich überwachen, teilte er am Wochenende mit.

Aufsichtsrats-Chef Ferdinand Piëch führte lange Jahre selbst den VW-Konzern. (Foto: Foto: DDP)

Am Montag wird die Wirtschaftsprüfergesellschaft KPMG dem Prüfungsauschuss des Aufsichtsrats erste Ergebnisse ihrer Untersuchung vorlegen. Dem Ausschuss gehören neben Piëch die beiden Aufsichtsräte Klaus Liesen und Bernd Osterloh an.

Möglicherweise gibt es weitere Konsequenzen. VW könnte die Staatsanwaltschaft dann eventuelle Vergünstigungen für die Betriebsräte prüfen lassen. Derzeit ermittelt die Staatsanwaltschaft Braunschweig bereits wegen Betrugs und Untreue.

Im Zuge der Affäre um angebliche Scheinfirmen, Bereicherungen und Lustreisen für Betriebsräte sind bisher der Chef des Konzernbetriebsrats Klaus Volkert und der langjährige Personalvorstand Peter Hartz zurückgetreten. Das Image von VW leidet bereits unter den negativen Schlagzeilen.

"Ich will die Vorgänge geklärt haben, bis ins letzte Detail", sagte Piëch, der von 1993 bis 2002 selbst VW-Chef war, dem Spiegel. Er sei jetzt einen Tag pro Woche in Wolfsburg, frage nach und lasse sich berichten.

Rückhaltlose Aufklärung

"Wenn es Erkenntnisse darüber gibt, wer was zu verantworten hat, wird dies auch Konsequenzen haben", kündigte Piëch an. Bislang habe ihm noch niemand vorgehalten, er "sei jemals zu rücksichtsvoll mit Managern, die ihre Ergebnisse nicht bringen oder sich etwas haben zu Schulden kommen lassen".

Auch mit dem VW-Management rechnet Piëch ab: "Bei VW dauert es viel zu lange, bis der Fehler abgestellt ist. Da fehlt der nötige Biss." Für manche würde es künftig "ungemütlicher". In Schutz nahm er seinen Nachfolger als VW-Chef, Bernd Pischetsrieder.

Piëch, der sich damit nun ungewöhnlich entschlossen zeigt, war zuletzt in die Kritik geraten, weil er abtauchte und sich bisher so gut wie nicht öffentlich zur Korruptionsaffäre bei VW äußerte.

Schlüsselfigur im Konzern

Zudem gilt auch er als tragender Teil des "Systems VW", also der engen Verquickung von Management, Arbeitnehmern und Politik. Nur einmal meldete er sich ganz zu Beginn der Affäre zu Wort und stärkte Hartz den Rücken, konnte aber den Abgang seines Vertrauten nicht verhindern.

Öffentliche Auftritte überließ Piëch bisher zwei anderen Aufsichtsräten: Niedersachsens Ministerpräsidenten Christian Wulff und IG-Metall-Chef Jürgen Peters.

Kritik an Wulff

An dem CDU-Politiker und seinen Äußerungen übte Piëch nun Kritik. "Für das Unternehmen ist damit allerdings, ganz generell gesprochen, die Gefahr verbunden, dass sein Image Schaden nimmt, wenn immer neue Schlagzeilen produziert werden."

Das Verhältnis zwischen Piëch und Wulff gilt ohnehin als nicht das beste. Der VW-Aufsichtsratschef lobte dagegen Wulffs Vorvorgänger Gerhard Schröder: Der habe sich als VW-Aufsichtsrat "wahnsinnig wenig" eingemischt. Das Land Niedersachsen ist mit 18 Prozent an VW beteiligt.

© SZ vom 25.7.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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