Machtkampf bei TUI:Showdown in Hannover

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Wer setzt sich im Machtkampf bei der TUI durch? Großaktionär Fredriksen bläst zum Angriff und will Aufsichtsratschef Krumnow stürzen - für die Unternehmensspitze geht es um alles oder nichts.

Tobias Dorfer

Zwei Fraktionen stehen sich gegenüber. Die Kämpfe sind erbittert, es geht um alles oder nichts bei der TUI-Hauptversammlung. Wer geht als Sieger aus dem Machtkampf hervor? Die Unternehmensführung um Vorstandschef Michael Frenzel, die auch von Großaktionär Alexej Mordaschow unterstützt wird? Oder der rebellische Reeder John Fredriksen, der knapp zwölf Prozent der Anteile hält?

In der Kritik: TUI-Chef Michael Frenzel (Foto: Foto: AP)

Der Sieger wird möglicherweise den Kurs des Konzerns in den nächsten Jahren bestimmen. Ein Kurs, der in den vergangenen Jahren vor allem Strategiewechsel beinhaltete. In der Eilenriedehalle von Hannover werden aber auch die Akteure in Frage gestellt, die diesen Schlingerkurs zu verantworten haben. Es geht um alles. Für TUI Chef Frenzel - vor allem jedoch für Aufsichtsratschef Jürgen Krumnow. Die Financial Times Deutschland hatte schon getönt, die diesjährige TUI- Hauptversammlung werde "eine der spannendsten in der deutschen Wirtschaftsgeschichte".

Heftiges Rededuell

Der norwegische Reeder John Fredriksen will den geplanten Verkauf der Logistiksparte Hapag Lloyd verhindern - vor allem aber möchte er so schnell wie möglich Aufsichtsratschef Krumnow loswerden. Bei der Hauptversammlung war Fredriksen krankheitsbedingt nicht anwesend, er ließ sich von seinem Vertrauten Tor Olov Troim vertreten.

Für einen Tag mögen die Wortführer gewechselt haben, doch die Inhalte bleiben. Troim griff in seiner Rede die TUI-Spitze massiv an: Von schlechter Unternehmensführung war die Rede, sogar von Vetternwirtschaft bei der Besetzung des Aufsichtsrats. Nur in einem Punkt gaben die Norweger nach: Troim zog die Forderung nach zwei Sitzen im Aufsichtsrat zurück - ein Mandat würde reichen.

Die Hauptforderung der Gruppe um Fredriksen jedoch blieb: Troim forderte noch einmal vehement die Ablösung von Krumnow. Konzernchef Frenzel warf er vor, keinen klaren Kurs zu fahren und in den vergangenen Jahren Werte vernichtet zu haben: "Er hat das Unternehmen schwach gemacht", sagte Troim. Das Kontrollgremium um Krumnow habe jahrelang die schlechte Leistungsbilanz des Unternehmens toleriert. Deshalb müsse Krumnow gehen, sagte Troim. An seiner Stelle solle ein anderer deutscher Unternehmensführer das Kontrollgremium leiten - Beifall von den über 2000 Aktionären und Gästen.

Verkauf von Hapag-Lloyd

TUI-Chef Michael Frenzel hatte die Vorwürfe bereits zu Beginn der Sitzung zurückgewiesen. Der Aufsichtsrat sei stets ein kritischer Sparringspartner gewesen. Nicht jede wichtige Entscheidung sei einvernehmlich getroffen worden. Dann ging auch Frenzel zum Angriff über: Er kritisierte die Personaldiskussionen, die nicht im Interesse des Unternehmens seien. Der TUI-Chef versicherte den Aktionären noch einmal eindringlich, dass er den geplanten Verkauf der Reederei-Tochter Hapag-Lloyd zügig voranbringen werde.

Im Streit um die von Fredriksen betriebene Abspaltung der Sparte unterstrich er: "Wir werden unsere Aktionäre angemessen am Erlös beteiligen." Die Vorbereitung für die Trennung der Schifffahrtssparte vom Konzern laufe planmäßig.

Troim sprach sich gegen einen schnellen Verkauf von Hapag-Lloyd aus. Angesichts des schwachen Finanzmarktes sei für die Reederei im Augenblick kein fairer Preis zu erzielen. Fredriksen setze sich deshalb dafür ein, die Sparte vom TUI-Konzern abzulösen, weiterzuentwickeln und an die Börse zu bringen.

Spannender jedoch ist die Frage, wie der Machtkampf zwischen Fredriksen und der TUI-Spitze ausgeht. 71,49 Prozent der stimmberechtigten Aktionäre waren vertreten. Die hohe Präsenz macht die Abstimmung zu den kritischen Anträgen - vor allem zur Abwahl von Krumnow - besonders spannend. Es wäre in einem Dax-Konzern ein bisher einmaliger Vorgang.

© sueddeutsche.de/dpa/tob/hgn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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