Luxusmeile in Manhattan:16 Millionen Dollar im Jahr

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In der 5th Avenue sind die Mieten höher als irgendwo sonst auf der Welt. Und es wird dort keineswegs billiger.

Christine Mattauch

Es war ein Ereignis der Superlative. Am 8. Februar eröffnete Gucci im Trump Tower in der 5th Avenue seinen weltweit größten Laden: 4300 Quadratmeter auf drei Etagen. In der Branche wird gemunkelt, dass die noble Firma eine rekordverdächtige Miete zahlt: 16 Millionen Dollar jährlich. Eine nette Einnahmequelle für Immobilienmagnat Donald Trump.

Mit einer Höhe von 269 Metern ist er offenbar derzeit das höchste Wohnhaus der Welt: der Trump World Tower. Er steht an der Plaza an der First Avenue zwischen 47. und 48. Straße in Manhattan und ist nicht identisch mit dem bereits 1983 errichteten Trump Tower auf der Fifth Avenue. (Foto: Foto: AP)

Nicht ohne Grund bezeichnen Insider den 5th-Avenue-Abschnitt zwischen der 49. und 59. Straße als "Goldenen Korridor". Die Mieten liegen dort höher als irgendwo sonst auf der Welt: Im Durchschnitt betragen sie knapp 14.000 Dollar pro Quadratmeter und Jahr für Flächen im Erdgeschoss. Laut Immobilien-Vereinigung der Stadt New York ist das gegenüber 2006 ein Anstieg um 21 Prozent.

Neumieter müssen mit mindestens 20.000 Dollar rechnen. Freilich sind auch die Umsätze kaum zu übertreffen: Gucci rechnet am neuen Standort dem Vernehmen nach mit Einnahmen von mindestens 100 Millionen Dollar im ersten Jahr.

Sofas mit goldenen Beinen

Zwei Faktoren machen den "Goldenen Korridor" als Einkaufsstraße so attraktiv: die beispielhaft gute Lage zwischen Rockefeller Center und Central Park, sowie die einzigartige Mischung von Läden. Traditionsgeschäfte wie Bergdorf Goodman, Tiffany und Saks verleihen der Straße ein authentisches Flair. Flankiert werden sie von globalen Edelmarken wie Prada, Bulgari, Versace, Escada, Piaget.

Bei Gucci sind die Wände aus dunklem Rosenholz und die Spiegel getönt, die Sofas haben goldene Beine. Bei Louis Vuitton wechseln Wände aus Kuben alle paar Sekunden ihre Farbe; auf Stelen laufen Videoinstallationen mit Models. Ein Besuchermagnet besonderer Art ist der rund um die Uhr geöffnete unterirdische Laden von Apple, den man durch eine Wendeltreppe in einem zehn Meter hohen Glaskubus betritt.

In den achtziger und neunziger Jahren beklagten viele New Yorker noch den Niedergang des "Goldenen Korridors". Immer mehr Luxusläden verlagerten ihr Geschäft in die vornehme Madison Avenue an der Upper East Side. In die frei werdenden Lokale zogen Hersteller von Massenware wie Levi Strauss und Coca Cola. "Weg von Juwelen, hin zu Jeans", beschrieb die New York Times den Trend.

Trotzdem war die 5th Avenue schon damals die Einkaufsmeile mit den weltweit teuersten Mieten: 5500 Dollar kostete der Quadratmeter 1995 durchschnittlich. Ende der neunziger Jahre wurde das Shoppingparadies wieder hochwertiger: Louis Vuitton und Fendi machten Läden auf, Saks und Bergdorf Goodman modernisierten ihre Stores.

Schmuck frei Haus

Insgesamt dominieren auf der 5th Avenue heute die Modeläden, ein weiteres wichtiges Segment sind Juweliere und Verkäufer teurer Uhren. Neben Tiffany finden sich unter anderem Van Cleef & Arpels, Wempe, De Beers, Cartier und H. Stern. An der Ecke 56. Straße sitzt der teuerste Schmuckhändler der Stadt, Harry Winston. Dessen betuchte Kundschaft mischt sich freilich überaus selten unter die Touristenmassen. Sie betrachtet die edlen Kreationen lieber im Hotel oder zuhause - Harry hat einen Bringservice.

Der Trend an der 5th Avenue geht zu großen Läden. Gucci etwa belegt im Trump Tower drei Mal so viel Raum wie am einstigen Standort, der sich auf Höhe der 54. Straße befand. Auch Armani kündigt für 2009 die Eröffnung eines fast 4400 Quadratmeter großen Shops an. "Auf der 5th Avenue gehen so viele Menschen einkaufen, dass sie selbst auf fußballfeldgroßen Verkaufsflächen für den notwendigen Umsatz sorgen", sagt Rob Nager, Geschäftsführer der Maklerfirma Murray Hill Properties (MHP).

Circa 44 Millionen Touristen kommen jährlich nach New York, die meisten gehen zumindest ein Mal zum Einkaufsbummel auf die 5th. Dort ist der Leerstand gleich null. "Wenn sich ein Mieter zurückzieht, stehen umgehend Nachmieter Schlange", sagt Dan Fasulo, Chef der Immobilien-Researchfirma Real Capital Analytics.

Und sofort wird an der Preisschraube gedreht. "Viele Vermieter beschäftigen Spezialisten, die den künftigen Umsatz potentieller Neumieter abschätzen und auf dieser Grundlage den Quadratmeterpreis kalkulieren", weiß Fasulo.

In den vergangenen Jahren bekam die 5th zwar zunehmend Konkurrenz durch Soho. Das Viertel mit seiner gusseisernen Industriearchitektur ist bei Touristen ebenfalls beliebt, entsprechend hoch ist die Kaufkraft. Die Mieten hingegen sind noch vergleichsweise preiswert - circa 5500 Dollar pro Quadratmeter.

Noch preiswerter ist es im avantgardistischen Meatpacking District im westlichen Manhattan, der sich zu einem Magneten für exzentrische Modedesigner entwickelt hat: Läden in Bestlage sind dort ab 3500 Dollar pro Quadratmeter zu haben.

Trotzdem ist die Stellung der 5th Avenue unangefochten, meint Experte Nager: "Für die meisten Besucher bedeutet sie das wahre New York. Gibt es etwas Prestigeträchtigeres als ein Mitbringsel von der 5th Avenue?"

© SZ vom 7. 3. 2008 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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