Lustreisen:Ex-VW-Betriebsratsvorsitzender sagt umfassend aus

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Im VW-Korruptionsskandal erweist sich der Beschuldigte Klaus Volkert als "sehr kooperativ" gegenüber der Staatsanwaltschaft. Besonders zum Tatbestand der sogenannten "Lustreisen" ließ sich der ehemalige Betriebsratsvorsitzende ausführlich verhören.

Michael Kuntz

Die Staatsanwaltschaft kann ihre Ermittlungen in der VW-Affäre ausweiten. Der ehemalige VW-Betriebsratsvorsitzende Klaus Volkert hat umfassend ausgesagt. Die Angaben von Volkert ermöglichen, so die Staatsanwaltschaft, "eine Vielzahl weiterer Ermittlungsansätze, um die zu überprüfenden Sachverhalte vollständig aufzuklären und strafrechtlich zu bewerten".

Seine Aussagen ermöglichen die Ausweitung der Ermittlungen: Klaus Volkert. (Foto: Foto: dpa)

Auf Wunsch Volkerts und seines Anwalts habe am Donnerstag eine sechsstündige Vernehmung im niedersächsischen Landeskriminalamt stattgefunden, teilte die Staatsanwaltschaft Braunschweig am Freitag mit.

In seiner Vernehmung habe sich Volkert "sehr kooperativ" gezeigt und "sich umfänglich und offen zum Gesamtsachverhalt und den ihn betreffenden Vorwürfen" geäußert.

Verdacht auf Untreue und Betrug

In dem Verfahren wird gegen Volkert wegen Anstiftung oder Beihilfe zur Untreue und gegen die Ex-VW-Manager Helmuth Schuster und Klaus-Joachim Gebauer wegen Untreue und Betruges ermittelt.

Volkert habe sich insbesondere zu den "Lustreisen" auf Kosten von VW geäußert. Daneben habe er auch zu seiner Beteiligung an der Firma F-Bel Stellung genommen, die in Prag ein Skoda-Abholzentrum nach dem Vorbild der Wolfsburger Autostadt errichten wollte.

Mit Volkert habe der erste der drei Beschuldigten des so genannten VW-Verfahrens ausgesagt, betonte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft. Anlass für die Ermittlungen gegen Volkert war ein Flug mit Schuster, Gebauer und drei Begleiterinnen auf die indischen Andamanen, der einen sechsstelligen Euro-Betrag gekostet haben soll.

Tarnfirmen

Die Ermittlungsbehörde überprüft weitere von VW finanzierte Reisen. Die Ex-Manager Schuster und Gebauer werden zudem verdächtigt, mit Hilfe eines Geflechts von Tarnfirmen Geld des Konzerns veruntreut zu haben.

Wenige Tage vor Beginn der Automobilausstellung in Frankfurt wechselt VW den Verantwortlichen für das verlustreiche Geschäft in Amerika aus. Der Vertriebsvorstand der Luxusmarke Bentley, Adrian Hallmark, wird Executive Vice President bei der Tochter VW of America.

Er übernimmt damit die Verantwortung für die Marke VW in den USA und in Kanada. Er löst Len Hunt ab, der auf Hallmarks Posten bei Bentley wechselt. Die Rochade findet zum 1. Oktober statt.

Für dieses Jahr rechnet VW mit keiner substanziellen Verbesserung gegenüber 2004, als der Konzern für die USA knapp eine Milliarde Euro Verlust ausgewiesen hatte. In China, dem zweiten wichtigen Auslandsmarkt, sei hingegen nach einem Minus von 23 Millionen Euro im ersten Halbjahr für das Gesamtjahr ein ausgeglichenes Ergebnis möglich.

Werke bleiben erhalten

VW müsse Personalkosten reduzieren, um auf Märkten außerhalb der EU Gewinne zu machen, sagte Vorstandschef Bernd Pischetsrieder der Mitarbeiter-Zeitung Autogramm. Es werde keine Werksschließungen geben. "Vielmehr müssen wir gemeinsam und mit aller Kraft dafür sorgen, dass es sich rentiert, zum Beispiel - und ich meine das wirklich nur als Beispiel - einen Passat aus Emden in die USA zu liefern, und das ungeachtet eines schlechten Dollarkurses." Dies sei derzeit nicht der Fall.

© SZ vom 10.09.05 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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