Lufthansa-Wachstum:Am Münchner Flughafen wird es bald eng

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Wenn die Passagierzahlen sich entwickeln wie geplant, muss der Flughafen München seine Kapazitäten in den nächsten Jahren ausweiten, sonst leidet die Qualität. Und der Service am Boden wird immer wichtiger.

Von Sibylle Haas

Carsten Spohr, Mitglied des Bereichsvorstands der Deutschen Lufthansa, will den Standort München stärken. Doch er warnt: "In drei Jahren könnte es zu Qualitätseinbußen am Münchner Flughafen kommen".

Denn bis 2008 werde Lufthansa ihr geplantes Passagierwachstum von jährlich sechs bis sieben Prozent am Münchner Flughafen realisieren, sagt Spohr im Gespräch mit der SZ.

"Danach wird es schwierig, in München zu wachsen, weil der Flughafen dann an seine Kapazitätsgrenze stößt", so Spohr, der für die Entwicklung der Flughäfen zuständig ist. "Wir rechnen aber damit, dass dieser Engpass schnell behoben wird", betont der Manager. Das sei wichtig für die Qualität des Standorts.

Wettbewerbsvorteil Pünktlichkeit

Die Entwicklung werde genau beobachtet, so ein Flughafen-Sprecher auf Anfrage. "Wenn die Wachstumsdynamik anhält, dann rückt der Zeitpunkt näher, wo wir uns mit der Frage der Kapazitäten beschäftigen müssen", sagt er.

Der Münchner Flughafen ist mit dem Flughafen Frankfurt das wichtigste Verkehrs-Drehkreuz der Lufthansa. Sie hat sich finanziell am neuen Terminal 2 in München beteiligt und will in den nächsten Jahren dort kräftig wachsen.

Da der Standort München - im Gegensatz zu Frankfurt - ein relativ bevölkerungsarmes Einzugsgebiet habe, müsse seine Qualität besser sein als die der Konkurrenz, betont Spohr. Entscheidende Wettbewerbsvorteile der Münchner seien Pünktlichkeit und kurze Umsteigezeiten.

In München sei es etwa möglich, dass ein Passagier in dreißig Minuten seinen Anschlussflug erreiche. In Frankfurt liege dieser Wert bei 45 Minuten, in London und Paris brauche der Fluggast mehr als eine Stunde. "Um diese Qualität in München zu halten, darf es keinen Engpass geben", betont Spohr.

Qualität am Boden wird wichtiger

Bis zum Jahr 2010 will Lufthansa allein 30 Langstrecken-Flugzeuge in München stationiert haben, fast doppelt so viele wie heute.

Heimatflughafen des Großraumflugzeugs Airbus A380, das Lufthansa im Jahr 2007 einsetzen wird, soll aber Frankfurt sein, sagt Spohr: "Kommerziell gehört das Flugzeug nach Frankfurt." Deshalb dränge Lufthansa darauf, dass der Frankfurter Flughafen die Bedingungen für den A380 schaffe.

First- und Business-Class-Passagiere werden im A380 im Oberdeck fliegen, Economy-Gäste im Unterdeck. Die Fluggesellschaft will deshalb, dass die Passagiere in zwei Ebenen in das doppelstöckige Flugzeug einsteigen können. Dazu müssen die Terminal-Anlagen am Frankfurter Flughafen umgebaut werden. "Für Lufthansa bietet dies die Möglichkeit der Produktdifferenzierung schon in den Warteräumen", erklärt Spohr.

Der Manager ist überzeugt davon, dass die Kunden bei der Wahl einer Fluggesellschaft nicht mehr allein auf den Service in den Flugzeugen achten, sondern zunehmend auch auf die Qualität am Boden. "Deshalb ist die Zusammenarbeit mit den Flughäfen so wichtig", betont er.

Als Beispiel dafür nannte er das neue First-Class-Terminal am Frankfurter Flughafen, in dem die Passagiere einen exklusiven Service erhalten, etwa im Porsche ans Flugzeug chauffiert werden. In München soll es einen Service für First-Class-Kunden von Ende 2006 an geben - auch in einer speziellen Lounge.

© SZ vom 10.3.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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