Lufthansa-Chef Mayrhuber:Dramatischer Appell an die Belegschaft

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Am Freitag entscheidet sich, ob die Flugzeuge der Lufthansa am Boden bleiben. Konzernchef Mayrhuber ist alarmiert - und versucht, einen Streik in letzter Minute abzuwenden.

Zwei Tage streikten zuletzt die Piloten der Lufthansa-Töchter. Zwei Tage, die nur einen kleinen Vorgeschmack darauf geben, was Deutschlands größter Airline ab diesem Wochenende drohen könnte.

Ab Montag könnte die Lufthansa bestreikt werden, heißt es bei Verdi. Konzernchef Mayrhuber will das verhindern. (Foto: Foto: dpa)

Denn bevor am Freitag die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi das Ergebnis der Urabstimmung bekanntgibt, stehen die Zeichen auf Streik. "Morgen werden wir das Ergebnis der Urabstimmung verkünden, ab Montag sind dann Streiks möglich", sagte Lufthansa-Gesamtbetriebsratschef und Verdi-Mitglied Wolf Liebetrau dem Handelsblatt.

Konzernchef Wolfgang Mayrhuber kann solche Nachrichten derzeit gar nicht brauchen. Die Fluggesellschaften stehen durch die hohen Kerosinpreise derzeit sowieso mit dem Rücken zur Wand - ein Streik des Boden- und Kabinenpersonals könnte weitreichende Folgen haben.

Deshalb will Mayrhuber den Arbeitskampf in letzter Minute noch abwenden. In einem offenen Brief an die Mitarbeiter drohte er, ein Streik könnte einen Stellenabbau bei der Lufthansa nötig machen. Ein Streik sei "völlig überflüssig und kontraproduktiv" und "gegebenenfalls sogar gefährlich". Das vorgelegte Angebot läge bereits im oberen Bereich der diesjährigen Tarifabschlüsse in Deutschland. "Mehr geht nicht, das muss deutlich gesagt werden", schrieb Mayrhuber.

Alarm bei Lufthansa

Obwohl die Kranich-Airline im Vergleich zu anderen Fluggesellschaften wie Air Berlin oder Alitalia noch gut dasteht, macht der Konzern laut Mayrhuber noch zu wenig Gewinn. "Relativ gesehen ist unser Ergebnis immer noch zu schwach, denn rund sieben Euro pro Passagier sind auf Dauer nicht ausreichend, um unser Wachstum zu finanzieren und Ihnen Arbeitsplatzsicherheit zu geben", schrieb Mayrhuber.

Trotz aller Schwarzmalerei will die Lufthansa im laufenden Jahr an das Rekordergebnis aus 2007 anknüpfen. Die Beschäftigten hätten dazu beigetragen, Lufthansa auf Höhenflug zu bringen, nun sollten sie auch angemessen dafür entlohnt werden, hatte Verdi gefordert.

Die Lufthansa-Führung ist angesichts der Streikdrohung alarmiert und will einen Schlichter installieren. Die Situation belaste bereits die Geschäfte, erklärte das Unternehmen. Das Buchungsverhalten der Kunden sei schon negativ beeinflusst.

Bekanntgabe am Freitag

Für Verdi kommt ein Schlichter nicht in Frage. "Entweder Lufthansa ist bereit, ein akzeptables Angebot vorzulegen, oder sie sind es nicht, da hilft auch kein Schlichter", hatte ein Gewerkschaftssprecher gesagt.

Verdi hatte die rund 50.000 betroffenen Mitarbeiter in Deutschland zu einer Urabstimmung über unbefristete Streiks aufgerufen, nachdem Tarifverhandlungen gescheitert waren. Die Abstimmung endet am Donnerstagabend, am Freitag will die Gewerkschaft das Ergebnis bekanntgeben.

Um einen Streik einzuläuten, müssen mindestens 75 Prozent der Befragten zustimmen. In diesem Fall könnten die Beschäftigten schon am Wochenende die Arbeit niederlegen. Tausende Urlauber müssten mit Flugausfällen und Verspätungen während der Hauptreisezeit rechnen. Der Konzern will die Auswirkungen für die Passagiere gering halten.

Streit um Lohnerhöhungen

Sollte es zu Flugausfällen und Verspätungen kommen, können Passagiere umbuchen oder ihre Reise kostenlos stornieren, falls sie durch die Verspätung hinfällig wird. Auf innerdeutschen Strecken können Fluggäste auch auf die Bahn ausweichen. Kunden mit elektronischen Tickets müssen sich dazu am Check-In-Schalter einen Gutschein geben lassen.

Unternehmen und Arbeitnehmervertreter streiten sich um Lohnerhöhungen. Lufthansa hatte eine Erhöhung von 6,7 Prozent in zwei Schritten und eine Einmalzahlung von einem Prozent des Jahresgehalts geboten. Die Gewerkschaft fordert weiter 9,8 Prozent mehr für eine Laufzeit von zwölf Monaten.

Unterdessen hat sich der Luftverkehr nach den Arbeitsniederlegungen bei den Lufthansa-Töchtern Eurowings und Cityline wieder weitgehend normalisiert. Allerdings mussten europaweit noch 15 Flüge gestrichen werden, weil die Maschinen wegen des Streiks am Vortag frühmorgens nicht an die geplanten Flughäfen standen, wie ein Sprecher der Lufthansa mitteilte. Die betroffenen Passagiere sollten umgebucht oder mit Ersatzmaschinen abgeholt werden.

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