Luftfahrt:Germania Express übernimmt DBA-Mehrheit

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Die beiden Fluggesellschaften haben eine gegenseitige Kapitalbeteiligung angekündigt. Germania Express spezialisiert sich als Betreibergesellschaft auf die Flugzeug-Vermietung, die DBA soll ihr Streckennetz weiter ausbauen.

Von Sibylle Haas

Die Konsolidierung in der Luftfahrt geht weiter. Die Eigner der Fluggesellschaften DBA und Germania Express haben eine gegenseitige Kapitalbeteiligung beschlossen.

Germania Express spezialisiert sich in Zukunft auf die Vermietung von Flugzeugen, nicht nur an die DBA. (Foto: Foto: ddp)

Die sich bisher vollständig im Eigentum von Hinrich Bischoff befindende Germania Express GmbH in Berlin erwirbt 64 Prozent der Anteile der DBA Luftverkehrsgesellschaft mbH, München.

Die Intro Verwaltungsgesellschaft mbH, Nürnberg, mit ihrem Geschäftsführer Hans Rudolf Wöhrl behält 28,8 Prozent an der DBA (bisher 80 Prozent). Die beiden DBA-Geschäftsführer Martin Gauss und Peter Wojahn reduzieren ihre Beteiligung auf jeweils 3,6 Prozent (bisher zehn).

"Arbeit wurde belohnt"

Im Gegenzug beteiligt sich die von Wöhrl geführte Intro an Germania Express in nicht genannter Höhe. Auf SZ-Anfrage sagte Hans Rudolf Wöhrl, es handele sich um eine atypische stille Beteiligung.

Danach ist ein stiller Gesellschafter auch Mitunternehmer und partizipiert am Gewinn und Verlust gleichermaßen. "Eine stille und atypische Beteiligung heißt, dass man nicht all zu viel zu sagen hat", so Wöhrl. Er schloss langfristig aber eine engere finanzielle Verflechtung nicht aus.

Über den Kaufpreis haben alle Beteiligten Stillschweigen vereinbart. "Die Arbeit der vergangenen beiden Jahre wurde mit dieser Transaktion auch finanziell belohnt. Die bisherigen DBA-Eigner bekamen für ihre Anteile durchaus deutlich mehr als einen Euro", sagte Wöhrl.

Er hatte im Juli 2003 die von der Insolvenz bedrohte DBA zu einem symbolischen Preis von einem Euro von British Airways übernommen. Wöhrl ging auf Sanierungskurs, der mit Lohnverzicht und Personalabbau verbunden war.

DBA bleibt in München

Unter der Führung Wöhrls fliegt die DBA erstmals in ihrer Geschichte profitabel. Zum Ende des laufenden Geschäftsjahrs (31. März) "haben wir voraussichtlich einen Gewinn von einer Million Euro gemacht", sagte Wöhrl der SZ weiter.

Germania-Express-Eigner Hinrich Bischoff bezeichnete den Gewinn seiner Firma als ausreichend. Das Unternehmen gilt als äußerst profitabel.

Im Aufsichtsrat und in der Geschäftsführung von DBA und Germania Express ergeben sich den Angaben zufolge durch die wechselseitige Beteiligung keine Änderungen.

Danach bleibt die operative Verantwortung für die Fluggesellschaft weiterhin in den Händen der bisherigen DBA-Geschäftsführer. Hans Rudolf Wöhrl bleibt Vorsitzender des Aufsichtsrats der DBA. Überdies werde München nach wie vor Unternehmenssitz der DBA sein.

Betriebsrat, "was ist das?"

Auf lange Sicht bestehe die Möglichkeit, den Flugbetrieb und die Technik beider Firmen zusammen zu legen, sagte Wöhrl weiter. Dazu stünden Gespräche mit den Gewerkschaften an.

Bei Germania Express gibt es, anders als bei der DBA, keinen Betriebsrat und keine Tarifverträge. Hinrich Bischoff sagte dazu: "Was ist das? Im harten Wettbewerb müssen wir flexibel sein."

Germania Express (Gexx) wird künftig Betreibergesellschaft von derzeit mehr als 40 Flugzeugen sein. Ihr Betriebszweck ist damit die Vermietung von Flugzeugen.

Wet-Lease-Verfahren

Die Marke Gexx wird vom Markt verschwinden. Ende März übernimmt DBA 15 Strecken sowie zwölf Flugzeuge des Typs Fokker 100 (mit 100 Sitzplätzen) von Germania Express. Noch in diesem Jahr sollen zwei weitere Fokker-Flugzeuge hinzukommen.

Darüber hinaus fliegt DBA bereits mit drei Boeing-Maschinen von Germania Express. DBA hat die Flugzeuge im so genannten Wet-Lease-Verfahren gemietet. Das bedeutet, dass Flugzeuge samt Besatzung, technischer Wartung und sämtlicher Versicherungen übernommen werden.

Außer an DBA hat Germania Express auch an die deutschen Fluggesellschaften Air Berlin und Hapag-Lloyd-Express sowie an Luftfahrt-Firmen im Ausland Maschinen vermietet.

Die DBA habe einen kapitalkräftigen neuen Anteilseigner, der das weitere innerdeutsche und internationale Wachstum der drittgrößten deutschen Linienfluggesellschaft gewährleiste, sagte Wöhrl.

Ausbau des Streckennetzes

DBA will das Streckennetz weiter ausbauen und die Zahl der Flugzeuge von 27 (Ende März) auf mehr als 30 im Herbst erhöhen. Mittelfristig sollen 40 Flugzeuge für die DBA im Einsatz sein.

Die Fluggesellschaft bietet derzeit 16 innerdeutsche und 18 internationale Strecken an. Das sind den Angaben zufolge 180 Flüge - 90 Prozent davon sind innerdeutsch.

Der innerdeutsche Flugverkehr soll auch in Zukunft das Kerngeschäft sein, sagte Wöhrl. Durch die gegenseitige Beteiligung sichere die DBA ihre Stellung am Markt. DBA habe den Vorteil, fortan Flugzeuge leichter beschaffen zu können, ohne viel Geld zu investieren.

Germania-Express-Eigner Bischoff sagte, sein Unternehmen gewinne durch den Verbund mit der DBA künftig mehr Einkaufsmacht bei der Beschaffung von Flugzeugen. Bischoff hatte bereits früher mit einem Einstieg bei der DBA geliebäugelt, die Versuche waren bislang aber gescheitert.

© SZ vom 18.3.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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