Luftfahrt:Gallois wird neuer Airbus-Chef

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Der Franzose, der bereits den Mutterkonzern EADS leitet, tritt die Nachfolge von Christian Streiff an. Damit wird Airbus stärker in den Gesamtkonzern eingebunden.

Der Franzose Louis Gallois wird Nachfolger des zurückgetretenen Christian Streiff als Airbus-Chef. Gallois leitet gemeinsam mit dem Deutschen Thomas Enders den Airbus-Mutterkonzern EADS. Damit wird Airbus stärker in den Gesamtkonzern eingebunden. Der EADS-Verwaltungsrat teilte seine Entscheidung am Montagabend mit.

Vertreter der deutscher Seite hatten dagegen bis zuletzt versichert, die Sache sei noch offen. Es sei auch denkbar, dass Thomas Enders, der zweite Vorstandschef von EADS, die Airbus-Führung übernimmt. Am Montag wurde zudem noch über eine dritte Variante diskutiert: Führende Airbus-Manager sprachen sich nach Informationen der Süddeutschen Zeitung dafür aus, den Vorstandschef der Deutschen Bahn AG (DB), Hartmut Mehdorn, mit der Sanierung des europäischen Flugzeugherstellers zu beauftragen. Berliner Regierungsvertreter wollten dies offiziell nicht kommentieren. Hinter vorgehaltener Hand hieß es aber, Mehdorn sei für diesen Job geeignet. Er war von 1988 bis 1992 Chef der Deutschen Airbus.

Frankreich sperrte sich zunächst

Der bisherige Chef von Airbus, der Franzose Streiff, hatte zuvor schriftlich seinen Rücktritt eingereicht. Er gab nach nur drei Monaten im Amt entnervt auf. Die privaten Großaktionäre von EADS, das französische Industrieunternehmen Lagardère und der deutsche Konzern DaimlerChrysler, wollten das Rücktrittsgesuch Streiffs annehmen, hieß es in Paris. Der französische Staat, ebenfalls Großaktionär bei EADS, sperrte sich zunächst dagegen. Frankreichs Ministerpräsident Dominique de Villepin sagte, er sehe keinen Grund für einen Rücktritt Streiffs: "Er macht einen ausgezeichneten Job." Die französische Regierung wollte erreichen, dass Streiff bis zu den Präsidentschaftswahlen im Frühjahr 2007 im Amt bleibt. Streiff war mit Hilfe der französischen Regierung vor drei Monaten auf den Chefposten bei dem Flugzeugbauer gehievt worden.

Streiff hatte in der vergangenen Woche intern mit einem Wechsel zu PSA Peugeot Citroën gedroht, falls er weiterhin dem deutschen EADS-Co-Chef Thomas Enders unterstellt bliebe. Die beiden hatten in den vergangenen Tagen wiederholt über die richtige Strategie zur Sanierung des Unternehmens gestritten. Offiziell wurde am Montag zunächst weder Streiffs Abtritt noch die Nominierung von Gallois neuen Airbus-Chef bestätigt.

In Berlin hatte ein Regierungssprecher gesagt, die mögliche Nachfolge bei Airbus müsse von den beteiligten Unternehmen geregelt werden, nicht von der Politik. Hinter vorgehaltener Hand hatten Regierungsvertreter gesagt, natürlich sei es wünschenswert, wenn ein Deutscher künftig Airbus führen würde. Enders sei ein guter Kandidat. Auch Mehdorn sei für diesen Job bestens geeignet, er sei als Bahnchef aber eigentlich unabkömmlich, hieß es. "Für die Bahn wäre ein Wechsel von Mehdorn eine Katastrophe", sagte ein Aufsichtsrat und verwies auf den geplanten Börsengang des Unternehmens. Die DB selbst lehnte jeglichen Kommentar ab.

Verzögerungen beim Großraumflugzeug A380 hatten Airbus in eine seit Monaten anhaltende Krise gestützt. Der Konzern kann das größte Passagierflugzeug der Welt nicht wie geplant noch in diesem Jahr an die Kunden ausliefern, lediglich ein einziges Exemplar soll Ende 2007 fertiggestellt sein.

© SZ vom 10.10.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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